"Agenda Q": Wo Martin Schulz recht hat - und wo nicht

5.3.2017, 18:10 Uhr

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Was passiert, wenn in nicht allzu ferner Zukunft "Kollege Roboter" den Noch-Beschäftigten in vielen Betrieben den Arbeitsplatz wegschnappt? Wie werden dann die momentan nahezu ausschließlich an den Faktor "menschliche Erwerbsarbeit" geknüpften sozialen Sicherungssysteme in Deutschland finanziert? Sind die Firmen ausreichend vorbereitet auf die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt? Wie steht es um Medien-Bildung schon in der Schule? Und: Muss die Politik diesen Prozess nicht viel intensiver begleiten, um Menschen fit zu machen für die digitale Zukunft und um allzu große Härten bei diesem Umbau abzumildern?

Nicht nur die SPD, alle Parteien wären gut beraten, sich weit intensiver als bisher den Kopf zu zerbrechen über weitere Konsequenzen aus der Digitalisierung der Arbeitswelt. Denn viele Menschen sehen staunend den rasanten Wandel in den Betrieben - und vermissen kluge Antworten der Politik, die das Thema "Digitalisierung" viel zu stiefmütterlich behandelt.

Insofern sind die neuen Details, die über die Pläne von SPD-Hoffnungsträger Martin Schulz für Änderungen an den Hartz-Reformen durchgesickert sind, durchaus sinnvoll: Wenn  er  die Verlängerung des Arbeitslosengelds I an die Bedingung knüpft, dass der Bezieher eine Qualifizierung durchläuft, dann kann dies ein erster Schritt hin zu einer Arbeitsmarktpolitik sein, die Deutschland fit(ter) macht für die digitale Zukunft. Da nämlich gibt es erhebliche Defizite.

Längst noch nicht alle Firmen haben erkannt, wie wichtig es ist, die Beschäftigten am besten kontinuierlich und konsequent zu schulen für die sich immer rascher wandelnden Anforderungen (und auch Chancen) der fortschreitenden Digitalisierung von nahezu sämtlichen Arbeitsprozessen.

Wenn der Staat hier sinnvolle Schulungen anstößt und finanziell fördert, dann kann dies auch den Unternehmen gut tun. Und dann würde aus der Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengelds im Idealfall eben  keine staatlich finanzierte Brücke zum Vorruhestand, wie dies Kritiker des Schulz-Konzepts befürchten, sondern ein Schritt, um Erwerbslose wieder in zukunftsfähige Beschäftigung zu bringen - der Bedarf ist da und er wird wachsen, wie die Rekordzahl von derzeit über einer Million unbesetzter Stellen zeigt.

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