Anschlag in Barcelona: Kopfschütteln über Trumps Tweet

18.8.2017, 15:47 Uhr
Donald Trump beruft sich im Kampf gegen den IS-Terror auf nicht belegte Handlungen des US-Generals Pershing.

© AFP PHOTO/JIM WATSON Donald Trump beruft sich im Kampf gegen den IS-Terror auf nicht belegte Handlungen des US-Generals Pershing.

Von Donald Trump weiß man, dass er sich auch tagsüber nicht die ganze Zeit seinen eigentlichen Amtsgeschäften widmet. Er sieht viel fern. Als die Eilmeldungen über den Terroranschlag in Barcelona über den Äther gingen, dauerte es jedenfalls nicht lange, bis der amerikanische Präsident seine erste Kurznachricht gepostet hatte. Diese lässt auch viele seiner republikanischen Parteifreunde, die sich bisher nicht von Trump distanzieren wollten, nur noch mit dem Kopf schütteln.

Seine Twitter-Empfehlung, sich anzusehen, wie US-General Pershing Anfang des 20. Jahrhunderts mit islamistischen Aufständischen umgegangen sei, kann nur einem kranken Hirn entspringen. Trump recycelte damit eine Geschichte, die er bereits im Wahlkampf mehrfach zum Besten gegeben hatte. Demnach habe Pershing gefangene Extremisten mit Kugeln erschießen lassen, die zuvor in Schweineblut getaucht worden seien. Historiker haben für diese Legende keine Belege gefunden, doch im Internet hält sie sich hartnäckig. Alternative Fakten eben.

Kein Wunder, dass die Zahl derer zunimmt, die finden, dass Trump für das Amt des US-Präsidenten nicht geeignet ist und durch ein Amtsenthebungsverfahren abgesetzt werden muss. Die republikanische Mehrheit im Kongress scheut davor noch zurück. Doch das könnte sich ändern, wenn der Sonderermittler und frühere FBI-Chef Robert Mueller irgendwann seine Erkenntnisse über die Russland-Verbindungen Trumps uns seines Umfelds vorlegt. Doch so weit ist es noch nicht.

Klar ist aber, dass Trump auf dem besten Weg ist, seine Präsidentschaft vollends an die Wand zu fahren. Erst vor knapp drei Wochen hatte Trump mit dem früheren Vier-Sterne-General John Kelly einen Mann als Stabschef installiert, die eben dies verhindern und das Chaos beenden sollte. Das Nachrichtenmagazine Time überschrieb seine Titelgeschichte mit der Zeile "Warum John Kelly Trumps letzte Hoffnung ist". Doch es hat nicht lange gehalten.

Stabschef Kelly scheint resigniert zu haben 

Kelly hat als erstes einmal dafür gesorgt, dass nicht irgendwelche Leute aus dem West Wing des Weißen Hauses ungehindert einfach ins Oval Office marschieren könnten. Jetzt kontrolliert Kelly den Zugang. Angeblich müssen sich – wenigstens in der Theorie – selbst Schwiegersohn Jared Kushner und Trump-Tochter Ivanka daran halten. Doch die jetzt Ausgesperrten treten jetzt eben öfter in Fernsehrunden auf, weil sie wissen, dass ihr Chef da sehr wahrscheinlich zusieht.

Der hochdekorierte Ex-General scheint selbst auch schon halb resigniert zu haben. Bei einem kürzlichen Dinner in Trumps Urlaubsresort in Bedminster gab Kelly eine kleine Anekdote preis, die tief blicken lässt. "Der beste Job, den ich je hatte, war als Sergeant im Marine Corps", sagte der 67-Jährige angeblich, und nach einer Woche in seinem neuen Job als Stabschef glaube er, "dass die beste Arbeit, die ich je hatte, als Sergeant im Marinekorps war."

Trump ist nicht zu bändigen, auch nicht von einem strengen General. Aber vielleicht hat das ja auch sein Gutes: Wenn er in diesem Tempo weitermacht, wird er seine vierjährige Amtszeit nicht zu Ende bringen.

 

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