Anschläge auf Moscheen in Afghanistan: Über 70 Tote

21.10.2017, 09:22 Uhr
"Es war ein grausiger Anblick. Überall lagen Leichen und die Wände waren voller Blut", berichtet ein Zeuge des Anschlags in Kabul.

© Rahmat Gul/dpa "Es war ein grausiger Anblick. Überall lagen Leichen und die Wände waren voller Blut", berichtet ein Zeuge des Anschlags in Kabul.

In Kabul sprengte sich laut Innenministerium gegen 18.00 Uhr (Ortszeit) ein Selbstmordattentäter in einer schiitischen Moschee im Westen der Stadt in die Luft. Dabei seien mindestens 39 Menschen getötet und 45 verletzt worden, meldete ein Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, am Abend. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder.

Ein Augenzeuge, der Fotograf Rahmat Alisada, der sich nahe der Moschee gerade die Haare schneiden ließ, war direkt nach der Explosion zur Moschee gerannt - "viele meiner Stammesbrüder und Verwandten beten dort regelmäßig", sagte er der Deutschen Presse-Agentur: "Es war ein grausiger Anblick. Überall lagen Leichen und die Wände waren voller Blut." Seine Fotos zeigen verbrannte rote Teppiche, mit Blut verschmierte weiße Kachelnischen und bis an die Decke mit dunklen Flecken vollgespritzte Wände. Alisada zufolge bereiten die Familienältesten in dieser Nacht "mindestens 50 Begräbnisse" vor. Die Zahl der Verletzten schätzte er auf 70.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag auf die Moschee in  Kabul für sich reklamiert. Ein Selbstmordattentäter habe seine Sprengstoffweste inmitten einer Menschenmenge gezündet, teilte der IS in der Nacht auf Samstag in einer Erklärung mit. Der IS war 2017 bereits für einige der brutalsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich, darunter eine siebenstündige Schießerei in einem Krankenhaus in Kabul. 

Die Echtheit des Bekenntnisses ließ sich zunächst nicht überprüfen. Es wurde aber über die üblichen Kanäle des IS im Internet verbreitet. Bei einem zweiten Anschlag auf eine Moschee im Bezirk Dolaina starben mindestens 33 Menschen, sagte der Sprecher der dortigen Polizei, Mohammed Ikbal Nisami, am späten Abend. Zuvor hatte das afghanische Innenministerium noch 20 Tote gemeldet.

"Die ganze Decke kam herunter"

Auch in Ghor sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Ein Mitglied des Provinzrats, Muwen Ahmed, sagte, "die ganze Decke" sei heruntergekommen. Seiner Ansicht nach war das Ziel des Anschlags ein bekannter Milizenkommandeur und erbitterter Gegner der radikalislamischen Taliban namens Fasl Ahad, der mit seinen Männern zum Abendgebet gekommen war. Laut Provinzregierung handelt es sich in Ghor um eine sunnitische Moschee.

Der Anschlag in Kabul war der dritte Angriff auf eine schiitische Moschee in Kabul in knapp zwei Monaten. Ende September waren bei einem Angriff auf eine schiitische Moschee sieben Menschen getötet worden, Ende August starben bei einem weiteren Anschlag mindestens 28 Menschen. Ein ähnliches Attentat gab es Anfang August auch in der westafghanischen Stadt Herat, damals kamen 29 Menschen ums Leben. Fast jedes Mal kamen die Attentäter, wenn die Moscheen voll waren - entweder an einem hohen Feiertag oder während eines Freitagsgebets.

Die USA haben die Anschläge in Afghanistan scharf verurteilt. "Im Angesicht dieser unsinnigen und feigen Taten ist unser Engagement für Afghanistan unerschütterlich", erklärte die Sprecherin des Außenministeriums, Heather Nauert, in einer Mitteilung. Die USA stünden an der Seite der Menschen in Afghanistan und unterstützten ihre Bemühungen für Frieden und Sicherheit weiterhin, fügte sie hinzu. Den Angehörigen der Getöteten gelte das Mitgefühl der US-Regierung.

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