Bei den Gaslieferungen spielt Russland Schach

23.9.2014, 06:37 Uhr
Dreht Russland bald den Gashahn zu? Diese Frage stellen sich viele Menschen in der Ukraine.

© dpa Dreht Russland bald den Gashahn zu? Diese Frage stellen sich viele Menschen in der Ukraine.

Was für ein Auftakt unseres 5-tägigen Besuchs in Kiew! Es war nicht klar, ob es klappen würde, aber plötzlich stand EU-Energiekommissar Günther Oettinger in der Runde der 27 Journalisten aus Deutschland, die auf Einladung der EU-Kommission auf Recherche-Reise in der ukrainischen Hauptstadt sind und gerade eben im Hotel Radisson Blu eingetroffen waren. Ohne großes Begrüßungsgeplänkel legte Oettinger los und berichtete von den nicht unkomplizierten Bemühungen, eine neue Gaskrise im nächsten Winter abzuwenden. Im Maschinengewehr-Staccato ratterte er Zahlen so rasend schnell herunter, dass die Journalisten keine Chance hatte, alles zu notieren.

Die jüngsten Schwankungen in den russischen Lieferungen bereiten Oettinger dabei noch die geringsten Sorgen. “Das ist erledigt”, meinte er, “das war nur 4 Tage lang”. Moskau habe den Westen nur verunsichern wollen, ist er überzeugt. Doch Russland müsse nach den Verträgen nicht täglich dieselbe Menge liefern. Entscheidend ist die Quartalsmenge. “Die haben Schach gespielt”, so Oettinger. Nach einer halben, sehr unterhaltsamen Stunde musste Oettinger die Runde verlassen. Die letzten paar Wochen in seinem jetzigen Kommissarsamt  werden nicht langweilig werden. 

Die Anreise der Journalisten war ein wenig holprig. Die Flüge mit den KollegInnen, die von Berlin und Frankfurt aus flogen, kamen deutlich verspätet an. Nur der Münchner Flug – neben mir war aus der Journalistendelegation nur noch ein Kollege vom Münchner Merkur dabei – war pünktlich. Ich musste bei der Anreise am frühen Vormittag allerdings kurz fürchten, ich würde den Flug komplett verpassen. Kurz nach Ingolstadt gab es auf der Strecke einen Oberleitungsschaden. Beide Richtungen waren versperrt. Sehr lange Verspätungen waren angekündigt. Dann aber wurden die Züge über Augsburg umgeleitet. Es klappte gerade noch rechtzeitig.

In Kiew kamen die beiden “Münchner” als erste an. Anstatt auf den Rest der Truppe zu warten, wurden wir zum Hotel kutschiert, wo um 19 Uhr schon 10 Kiewer JournalistInnen eingetroffen waren.

Kennt die Ukraine seit vielen Jahren: NN-Redakteur Georg Escher.

Kennt die Ukraine seit vielen Jahren: NN-Redakteur Georg Escher. © Matejka

  Es war ein toller Austausch. Schade nur, dass die übrigen deutschen Kollegen verpassten. Als sie endlich eintrafen, mussten die Kiewer JournalistInnen schon wieder gehen. Wir wollen versuchen, noch ein Treffen zu organisieren. Das wird bei dem vollgepackten Programm nicht einfach werden. Vielleicht am Donnerstagabend – am Abend vor dem Rückflug.

NN-Politikredakteur Georg Escher wird am Mittwoch, 8. Oktober, 19 Uhr, an einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Warum muss die Ukraine bluten?teilnehmen (Caritas- Pirckheimer-Haus, Königstraße 64, 90402 Nürnberg). Der Eintritt ist frei.

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