Bierkrüge statt Kreuze: Warum Söders Vorstoß Unsinn ist

25.4.2018, 11:57 Uhr
Für Söder ist das Kreuz nun kein religöses Symbol mehr, sondern ein "Bekenntnis zur Identität und zur kulturellen Prägung" von Bayern.

© Peter Kneffel/dpa Für Söder ist das Kreuz nun kein religöses Symbol mehr, sondern ein "Bekenntnis zur Identität und zur kulturellen Prägung" von Bayern.

Religiöse Themen sind hoch emotional besetzt  - wer sich erinnert: Kein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes hat so hohe Wellen geschlagen wie jenes von 1995, in dem das Anbringen von Kreuzen in Schulzimmern  im Prinzip untersagt wird. Man darf vermuten: Ähnlich intensiv wird die Debatte jetzt wieder sein, die Reaktion auf die Anordnung der Landesregierung unter Ministerpräsident Markus Söder, in den Behörden des Freistaats Kreuze aufhängen zu lassen.

Söder macht sich mit dieser Idee gleich doppelt angreifbar. Auf der einen Seite muss er die Neutralitätspflicht des Staates beachten, die das Grundgesetz festlegt und die das Bundesverfassungsgericht immer wieder betont hat. Deshalb hat er das Kreuz umdefiniert, als "Bekenntnis zur Identität und zur kulturellen Prägung" Bayerns. Kein Atheist wird ihm das abnehmen - und auch keiner, der auf die Trennung von Kirche und Staat wert legt. Wenn es ihm um ein Symbol für Bayern geht: Dann hätte er besser einen Bierkrug, ein Dirndl oder eine Lederhose genommen. Das Kreuz aber ist untrennbar mit dem christlichen Glauben verbunden, wie die Kippa mit dem Judentum oder das Minarett mit dem Islam.

Auf der anderen Seite wird Söder auch Kritik von katholischer und evangelischer Seite einstecken müssen: Denn das Kreuz steht für den zentralen Inhalt des christlichen Glaubens, für die Erlösung der Gläubigen durch das Sterben von Jesus. Es schlicht zu einem Symbol für Identität und Kultur umzudeuten, ist eine Profanisierung und damit im Grunde eine Herabwürdigung, die der religiösen Identität nicht gerecht wird. 

Möglicherweise wird das Bundesverfassungsgericht darüber urteilen, ob Söders Schritt mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Vorher aber ist noch die bayerische Landtagswahl, bei der sich zeigen wird, ob Söder mit solchen Anordnungen die CSU-Wählerschaft ausreichend mobilisieren kann.


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