Brexit: Großbritannien bricht die Brücke zu Europa ab

24.6.2016, 09:45 Uhr
Befürworter des Verbleibs in der EU starren in London enttäuscht auf die ersten Ergebnisse. Großbritannien hat mehrheitlich für den Brexit gestimmt.

© afp Befürworter des Verbleibs in der EU starren in London enttäuscht auf die ersten Ergebnisse. Großbritannien hat mehrheitlich für den Brexit gestimmt.

Mit vier Prozent  Vorsprung kehrt das Ergebnis die letzten Voraussagen vor dem Referendum genau um. Nigel Farage, der Führer der EU-feindlichen UKIP triumphierte: "Der Geist ist aus der Flasche und niemand kann ihn mehr zurück drängen".


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Der Sieg des Brexit-Lagers ist umso bemerkenswerter, weil außer UKIP alle Parteien für die Fortsetzung der Mitgliedschaft kämpften. Aber gegen die massenhaften Warnungen der Politiker, Wirtschaftsexperten, Industrieverbänden, der Nationalbank und des IWF stimmte eine Mehrheit der Briten mit dem Bauch ab.

Ausschlaggebend war wohl die Panikmache vor einem unbremsbaren Ansturm von Migranten auf die Insel. Dazu kam die Polemik gegen die "ungewählten und gesichtslosen Bürokraten in Brüssel", die die Souveränität des Königreichs untergraben.

Doch der Auszug aus der EU kann auch den Zerfall des Vereinigten Königreichs signalisieren. In Schottland und Nordirland sprach sich eine große Mehrheit für den Verbleib in der EU aus. Die Regionalregierung in Edinburgh hat deutlich davor gewarnt, dass der Brexit ein neues Referendum für die völlige Unabhängigkeit Schottlands auslösen könnte.



Völlig unklar ist im Augenblick noch die Zukunft von Premierminister David Cameron. Auch seine rivalisierenden Parteifreunde haben ihn aufgefordert, weiter im Amt zu bleiben.  Aber es ist fraglich, ob Cameron, der sich so leidenschaftlich für die weitere Mitgliedschaft in der EU eingesetzt hat, nun der Vollstrecker des Brexit werden will. Es ist die große Stunde für seinen Rivalen Boris Johnson. Der ehemalige Londoner Bürgermeister und Favorit des euroskeptischen Flügels der Konservativen hat die größten Chancen, Cameron als Partei-und Regierungschef abzulösen.

Die ersten Folgen des britischen Austritts zeigten sich schnell auf den Devisenmärkten. Das Pfund rutschte auf den niedrigsten Stand seit 1985.


 

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