Chinas Xi zeigt Donald Trump, wer der Chef ist

9.11.2017, 11:18 Uhr
US-Präsident Donald Trump (r) hört in der Großen Halle des Volkes in Peking einer Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu.

© Andy Wong/AP/dpa US-Präsident Donald Trump (r) hört in der Großen Halle des Volkes in Peking einer Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu.

Donald Trump hat ganz offenkundig seinen Meister gefunden. An all die Tiraden, die der US-Präsident in der Vergangenheit gegen China und dessen Führung abgefeuert hatte, kann er sich nun plötzlich nicht mehr erinnern. "Danke für den wunderbaren Empfang, China! . . . Melania und ich werden das nie vergessen", twitterte Trump aus Peking.

Schon am Vortag hatte Chinas Vizepremier Wang Yang die Erwartungshaltung gesteigert mit der Aussage, die bis dahin abgeschlossenen Verträge über ein Volumen von neun Milliarden Dollar seien nur ein "Aufwärmen": "Die beste Show folgt morgen." In der Tat, die nun verkündeten Abmachungen über unglaubliche 250 Milliarden sind zumindest auf den ersten Blick sehr beeindruckend. Trump wird die Welt sicher wissen lassen, dass noch kein Präsident in der Geschichte der USA einen besseren Deal abgeschlossen habe.

"Unser Land vergewaltigt"

Als hätte er nie ein böses Wort in Richtung China verloren, säuselte Trump plötzlich. Er gebe nicht Peking die Schuld daran, dass der Handel zwischen beiden Seiten sehr einseitig gewesen sei, beschwichtigte er nun. Was für ein Kontrast: Vor einem halben Jahr hatte der US-Präsident gedonnert: "China vergewaltigt unser Land". Er warf den Chinesen Industriespionage und massiven Diebstahl geistigen Eigentums vor. Noch im August wies er die US-Behörden offiziell an, diese unfairen Praktiken zu untersuchen.

Und nun? Alles vergessen! Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping hat den Gast einfach eingekauft mit den riesigen Verträgen, die nun besiegelt wurden. Ob die Abmachungen auch auf den zweiten Blick sich als so fantastisch erweisen, ist dabei durchaus zweifelhaft. Der wichtigste Einzelposten ist offenbar das Abkommen mit drei chinesischen Staatsunternehmen zur Förderung von Flüssiggas im US-Bundesstaat Alaska. Peking sichert sich weitere Rohstoffressourcen. Andere Teile sind nicht viel mehr als Absichtserklärungen. Ansonsten hat die chinesische Führung den immens gefüllten Geldspeicher geöffnet, um groß und strategisch zu investieren.

Ob das riesige US-Handelsbilanzdefizit merklich sinken wird und Millionen neuer Jobs entstehen, bleibt abzuwarten. Von einer Öffnung des chinesischen Marktes, die auch die Europäer seit langem vergebens einfordern, ist jedenfalls nicht die Rede. Das sei eine "Langfriststrategie", verkündete Xi unverbindlich. Kurzum: Daraus wird in den nächsten Jahren nichts.

Tief in der Kreide

Nichts davon wird Trump abhalten, sich selbst für diesen Deal zu feiern. Dass vom Thema Menschenrechte da nicht die Rede war, versteht sich von selbst. Dafür hat Trump sowieso wenig übrig. Ohnehin haben die Amerikaner selbst so viele Leichen im Keller, dass sie bei diesem Thema vorsichtig sein müssen – zumindest wenn sie den Chinesen gegenüber sitzen, bei denen die USA mit rund einer Billion Dollar Schulden in der Kreide stehen.

Der chinesische Staatslenker Xi hat Hardball gespielt, wie die Amerikaner sagen würden – und er hat dabei freundlich gelächelt. Dem außenpolitisch völlig unerfahrenen Trump hat er jedenfalls gezeigt, dass er ihm nicht das Wasser reichen kann.

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