Cyber-Attacke: Hacker greifen erneut Bundestag an

29.3.2017, 10:23 Uhr
Sicht in den Deutschen Bundestag: Aber wie gläsern sind die Abgeordneten wirklich? Eine Cyber-Attacke auf das Netz des Parlaments sorgt jetzt erneut für Unruhe.

© Harald Baumer Sicht in den Deutschen Bundestag: Aber wie gläsern sind die Abgeordneten wirklich? Eine Cyber-Attacke auf das Netz des Parlaments sorgt jetzt erneut für Unruhe.

Für die einen ist es Routine, für die anderen ein Aufreger: Cyber-Kriminelle haben erneut die IT-Sicherheit des Bundestags angegriffen. Dazu hatten sie eine Website der Jerusalem Post manipuliert und auf eine schädliche Drittseite verlinkt, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mitteilte. Einige Abgeordnete beziehungsweise deren Mitarbeiter hatten die Seite offenbar angeklickt. Jedoch blieb dies ohne größere Schaden, wie das BSI betont. Es sei keine Schadsoftware auf ihren Rechnern entdeckt worden, auch kein Virus. Ein ganz alltäglicher Vorgang für die oberste Sicherheitsbehörde also.

"Das BSI geht davon aus, dass die Abwehrmechanismen des Deutschen Bundestages die Zugriffe auf diese Website detektiert und abgefangen haben. Der Angriff wurde somit abgewehrt", erklärte ein Sprecher des BSI. "Allein in der ersten Jahreshälfte 2016 wurden im Regierungsnetz 3600 Verbindungsversuche zu Schadcode-Servern verhindert", betonte der Sprecher der nationalen Cyber-Sicherheitsbehörde. Mit der bevorstehenden Bundestagswahl rechnen IT-Experten wie Politiker ohnehin mit einer weiteren Zunahme der Daten-Spionage im Netz. 

Martin Burkert wurde vor zwei Jahren Opfer

Von der neuerlichen Attacke waren offenbar aber nur wenige Abgeordnete betroffen. Martin Burkert, Nürnberger SPD-Abgeordneter, der vor zwei Jahren Opfer eines Email-Trojaners geworden war, konnte dieses Mal aufatmen. "Ich bin froh, dass ich nicht unter den Betroffenen bin."  Jedoch gehe er fest davon aus, dass in Zeiten der Bundestagswahl solche Angriffe zunähmen. Sein Kollege Alois Karl aus Neumarkt, der für die CSU im Bundestag sitzt, ist ebenfalls erleichtert. Sein Sprecher beklagt zwar "massive Probleme mit der IT in den letzten Monaten auf Grund der Sicherheitsvorkehrungen". Jedoch habe er volles Verständnis für die Arbeit der nationalen Sicherheitsbehörde im Hintergrund.

Die Cyber-Behörde hatte die die Schutzstandards vor zwei Jahren, nach dem größten Hacker-Angriff auf den Bundestag in der deutschen Geschichte, hochgefahren. Damals hatte vermutlich eine russische Hackergruppe 16 Gigabyte an Daten aus dem Netzwerk abgeleitet.

Über die Informationspolitik des BSI wird derweil munter in Medien und Abgeordnetenkreisen gestritten: Während mancher Bundestags-Mitarbeiter sich schlecht informiert fühlt, verteidigen andere deren Arbeit. "Ich habe Verständnis für die Informationspolitik des BSI. Die Angst vor Nachahmern ist einfach groß", sagt beispielsweise Martin Burkert.

Der Chef der Behörde, Arne Schönbohm, begegnet der aktuellen Hacker-Hysterie, indes gelassen: "Cyber-Angriffe mithilfe von manipulierten Webseiten gehören zum Standard-Repertoire von Cyber-Angreifern und sind aus technischer Sicht nichts Besonderes."

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