Dankgottesdienst für den Aufstieg

30.4.2012, 07:45 Uhr

Vorglühen heißt so was gemeinhin beim Partyvolk. Andere ließen derweil die Wirtshäuser links und rechts liegen und bogen zielsicher auf den Kirchenplatz ein, in punkto Kleidung waren viele kaum von den Frühstückern auf der Gustavstraße zu unterscheiden. Statt in die Kneipe zu gehen besuchten sie die Michaeliskirche.

Unter dem Motto „(un-)aufsteigbar" trafen sich auf Einladung von Pfarrer Jörg Sichelstiel seine Gemeinde und Interessierte zum Sonntagsgottesdienst. Die Kirche war gut gefüllt, auch Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung nahm die Gelegenheit wahr und reiste – natürlich mit einem weiß-grünen Schal ausgestattet – auf seinem Drahtesel an. „Die Entscheidung, das so zu machen, ist an dem Montag der inoffiziellen Feier in der Gustavstraße entstanden“, erinnert sich Pfarrer Sichelstiel. „Ich habe aber von Anfang an gesagt, dass ich keine Jubelfeier daraus mache“, ergänzt er. Für ihn galt es, die richtige Balance zu finden zwischen dem vermeintlich profanen Fußball und den Themen eines Gottesdienstes.

Kritische Fragen gab es nämlich auch. Ist so etwas wirklich nötig? Gibt es keine anderen Probleme oder Aspekte auf der Welt? Sichelstiel entschloss sich dennoch, den Plan zu verfolgen. Schließlich sei der Aufstieg der SpVgg Greuther Fürth ein Ereignis, welches die ganze Stadt beschäftige. Und eben solchen Themen könne man auch in der Kirche Raum geben. „Heute ist alles etwas anders, denn alles ist etwas anders“, eröffnete der Geistliche und spielte damit auf die Veränderungen an, die ein Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga auch für die Stadt Fürth bedeutet.

Einzig der Fußball sollte aber nicht den Schwerpunkt bilden, vielmehr als roter Faden dienen. Sichelstiel erinnerte daran, dass eine solche Begebenheit oft auch nachdenklich machen kann, einem diejenigen ins Gedächtnis rufe, die „das hätten miterleben sollen“. Auch auf die eigene Wahrnehmung könne der Erfolg eines Sportvereins sich auswirken. Ein Trauma sei weg, meinte Sichelstiel. Die Rolle des Belächelten in der zweiten Reihe, der es sowieso nie schaffe, könne überwunden werden: „Die Spielvereinigung ist nicht nur ein Verein, sondern ein wichtiger Faktor für die Stadt“.

Als eher unregelmäßiger Stadiongänger, könne man meinen, er spräche „wie ein Blinder von Farben“, gestand Sichelstiel. Parallelen fanden sich aber doch zwischen dem Kirchen- und dem Stadionbesuch. An beiden Orten wird gesungen, an beiden Orten geht so manches Stoßgebet gen Himmel und - zumindest gestern - gab es auch an beiden Orten Applaus. Kein Wunder, dass mit dem abschließenden Glockenläuten die Kirchgänger und die Fußball-Fans zu einer weiß-grünen Einheit fusionierten.

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