Das Phänomen Trump: Resistent gegen Fakten

21.2.2018, 13:26 Uhr
Winken und Lächeln: Zwei Aufgaben des US-Präsidenten. Zwei von vielen.

© Bruce R. Bennett/Palm Beach Post via ZUMA Wire/dpa Winken und Lächeln: Zwei Aufgaben des US-Präsidenten. Zwei von vielen.

Die amerikanischen Meinungsforscher stehen vor einem Rätsel. Egal, welche bizarren Aussagen US-Präsident Donald Trump von sich gibt, ein stabiler Kern von 35 bis 40 Prozent der US-Wähler steht weiter zu dem Mann im Weißen Haus. Dass die von ihm vorgeschlagene Steuerreform die Superreichen mit neuen Wohltaten bedenkt, die kleinen Leute aber, von denen viele auf Trump gesetzt haben, praktisch leer ausgehen: einerlei, das ändert nichts an den Umfragen. Fakten richten hier offenkundig nichts mehr aus.

Insofern ist auch die jetzt von den US-Psychologen Jay Van Bavel und Andrea Pereira von der University of New York vorgelegte Theorie durchaus plausibel. Ein bestimmter Teil der Wähler will sich seiner eigenen Position vergewissern. Ihm ist die Zugehörigkeit zu seiner eigenen Gruppe wichtiger als selbst unwiderlegbare Belege dafür, dass sie falsch liegen.

Wie bei Obamas Wiederwahl

Ganz neu ist das Phänomen nicht. Vor der Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama ist das renommierte Time Magazine einmal dieser Frage nachgegangen. Wähler, die objektiv irrige Ansichten vertraten, wurden mit den korrekten Sachverhalten konfrontiert. Das Ergebnis war verblüffend: Viele der Befragten hielten noch entschlossener an ihrer faktisch falschen Meinung fest als zuvor.

Der politische Graben in der amerikanischen Bevölkerung mag ungleich tiefer sein als in Deutschland. Doch ähnliche Beobachtungen lassen sich auch hier machen. Teile der Bevölkerung sind durch korrekte Informationen nicht mehr zu erreichen. Auch befeuert durch soziale Medien, wo sich viele Menschen überwiegend nur noch mit Gleichgesinnten austauschen, verfestigen sich Weltbilder, die mit der Realität nur noch wenig zu tun haben.

Hochnäsigkeit ist dennoch keine angemessene Haltung in dieser Frage. Auch da haben die US-Psychologen einen interessanten Ansatz. Kurz gefasst, empfehlen sie, die Sorgen und Ängste der Menschen – selbst wenn sie teilweise irreal sind – wieder ernster zu nehmen. Mit anderen Worten: Es gibt Probleme, die gelöst werden müssen.

Abgedrängt an den Rand

Das gilt für die ökonomischen Verwerfungen im amerikanischen "Rostgürtel". Das gilt auch für die Abstiegsängste vieler Deutscher, die in den Niedriglohnsektor abgedrängt werden, aber auch für Menschen, die eigentlich einen guten Job haben und trotzdem spüren, dass es nicht mehr gerecht zugeht in unserem Land. Mit einem Wort: Nicht Trump oder die AfD sind das Problem, sie sind nur Folge einer Verunsicherung, die auch reale Ursachen hat.

Verwandte Themen


3 Kommentare