Deal und Diplomatie: Ein Aufeinandertreffen von Welten

18.3.2017, 14:37 Uhr
Trump setzt auf Deals, Merkel auf Diplomatie. Das erste Treffen der beiden war eine Begegnung zweier komplett verschiedener Welten, kommentiert NN-Chefredakteur Alexander Jungkunz.

© AFP/Saul Loeb Trump setzt auf Deals, Merkel auf Diplomatie. Das erste Treffen der beiden war eine Begegnung zweier komplett verschiedener Welten, kommentiert NN-Chefredakteur Alexander Jungkunz.

Das waren zwei Welten, die bisher nur sehr wenig Berührungspunkte haben: Ein Präsident, der immer noch viel mehr Geschäftsmann ist als Politiker, der auf "Deals" mit einzelnen Staaten setzt, der sich gern derb und drastisch ausdrückt und sehr selten diplomatisch - und eine erfahrene Regierungschefin, die gerade aufs Schließen von Bündnissen, auf Deeskalation setzt und vor allem eines nie tut: sich aus der Reserve locken und provozieren lassen.

Siehe Erdogan: Mögen die Männer um sie herum noch so sehr auf ähnlich deftige Reaktionen als Antwort auf ihre Provokationen hoffen - die Kanzlerin will die Machos in Ankara und nun auch Washington lieber durch Nicht-Empörung auflaufen lassen. Das ärgert die Trumps und Erdogans nämlich am meisten: Wenn sie kein Echo auf ihre Wallungen erhalten.

Merkel sitzt am längeren Hebel

Und Merkel sitzt wohl am längeren Hebel. Denn sie weiß, auch wenn sie das nie sagen würde: dass die Laut-Töner in der Türkei oder den USA durchaus auch abhängig sind von deutscher Wirtschaftskraft. Vielleicht dämmert Trump nach den Gesprächen mit Managern auch aus dem Großraum Nürnberg (Schaeffler-Vorstand Klaus Rosenfeld war dabei), dass sein Abschottungskurs gerade den USA schaden würde.

War das eine Art Nachhilfe für den Politikneuling im Weißen Haus? Er muss ja spüren, dass vieles nicht rund läuft. Dass auch er mit den checks and balances, der gegenseitigen Kontrolle der demokratischen Instanzen in den USA, leben muss - siehe den Richtereinspruch gegen seinen Einreisebann, gegen den er wettern, aber wenig ausrichten kann. Dass es sehr leicht ist, über "Obamacare" herzuziehen, aber sehr viel schwerer, ein besseres Krankenversicherungssystem auf die Beine zu stellen.

Trump ist jetzt "The Apprentice"

Ein Lehrstück dafür, wie Medien arbeiten sollen, lieferten die deutschen Kolleginnen und Kollegen bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Trump und Merkel: Die dpa-Reporterin Kristina Dunz fragte Trump ganz offen, ob er denn Angst vor der Vielfalt der Medien habe und deshalb so oft von "Fake News" spreche, während er selber oft Sachen behaupte, für die sich keine Belege fänden. Trumps Antwort zeigte allerdings, dass er offenbar wenig gelernt hat: Er wies die Frage der Deutschen als "fake news" ab – was ihm nicht passt, wird in das Reich der Fabel verwiesen.

"The Apprentice" hieß die Reality-Show, in der Trump im Fernsehen das tat, was er auch in seinem Firmenimperium tat: heuern und feuern. "The Apprentice", das heißt auf Deutsch: der Lehrling. Nun ist Trump in genau dieser Rolle: Er muss das Regieren lernen. Zu hoffen ist, dass er dies inzwischen als Chance sieht. Deutschland ist sehr gut in Sachen Ausbildung - wenn Merkel Trump da zumindest zum Nachdenken gebracht hat, wäre ihre Reise schon ein Erfolg. 

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