Die Diagnose ist ein echter Schock

26.5.2017, 19:56 Uhr
Die Diagnose ist ein echter Schock

Seit seinem 61. Lebensjahr lässt Manfred Schuster (Name geändert) regelmäßig seine Prostata untersuchen. Drei Jahre lang schickt ihn der Urologe mit der Diagnose "Alles in Ordnung" heim. Doch dann entdeckt der Arzt einen hohen PSA-Wert. Er gilt als Warnsignal für Prostatakrebs. Genauere Untersuchungen bestätigen den Verdacht. Der Mediziner überbringt Schuster die Diagnose. "Im ersten Moment war
ich geschockt", sagt der heute 68-Jährige.

Jährlich erkranken 65 000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs. Sie ist damit die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Ein befreundeter Arzt empfiehlt Schuster, sich im Fürther Klinikum behandeln zu lassen. Dort erklärt ihm Prof. Dr. Andreas Blana, Ärztlicher Leiter der Klinik für Urologie und Kinderurologie, die verschiedenen Behandlungsmethoden. "Ich hatte sofort Vertrauen zu ihm", erzählt Schuster. Der Chefarzt rät, die Prostata zu entfernen.

Die Prostata ist eine Drüse in der Form und Größe einer Kastanie. Sie befindet sich unter der Harnblase und umschließt die Harnröhre. Ihre Funktion besteht darin, eine Flüssigkeit zu bilden, die dem Ejakulat beigemischt wird. Prostatakrebs entsteht, wenn sich Körperzellen in der Drüse unkontrolliert teilen. Weil ein bösartiger Tumor seine Umgebung zerstört, muss er entfernt werden.

Warum erkranken einige Männer an dieser Form des Krebses und andere nicht? Das habe die Wissenschaft bislang nicht beantworten können, erklärt der 48-jährige Chefarzt. Fest steht nur, dass das Risiko zu erkranken, steigt, je älter der Mann wird.
Bei einer familiären Vorerkrankung ist das Risiko mehr als doppelt so hoch.

Am Klinikum Fürth wurden im vergangenen Jahr 130 Patienten – die Mehrzahl war zwischen 50 und 75 Jahre alt – die Prostata entfernt. Die meisten Patienten kommen aus dem Bezirk Mittelfranken und sind nur in seltenen Fällen jünger als 50 Jahre.

Dass das Klinikum Fürth bei diesem Eingriff im Vergleich mit anderen regionalen Kliniken zum zweiten Mal am besten abgeschnitten hat, erklärt Blana wie folgt: Zum einen führen noch immer die gleichen drei Chirurgen die OP durch, die auch zu dem guten Ergebnis im NZ-Klinikcheck 2016 beigetragen haben. Zum anderen ist deren Expertise in der Zwischenzeit noch gewachsen. Darüber hinaus wird vor der OP in einem Team, das aus Urologen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Radiologen und Pathologen besteht, jeder Fall besprochen. Es soll sichergestellt werden, dass die geplante OP für den Patienten auch wirklich die beste Variante ist. So lassen sich schlechte OP-Ergebnisse vorab minimieren. Blana betont: "Am Ende entscheidet der Patient, wie er behandelt werden möchte."

Die Diagnose ist ein echter Schock

© NZ-Infografik

Der Eingriff unter Vollnarkose dauert in der Regel drei bis vier Stunden. Über kleine Schnitte in der Bauchdecke gelangt der Arzt zur Prostata. Vorsichtig entfernt er die Drüse und näht die Harnröhre wieder an die Harnblase. Eine Kamera, die während der OP in den Bauchraum eingeführt wird, überträgt in Echtzeit dreidimensionale Bilder auf einen großen Monitor. So kann der Operateur sehr präzise arbeiten und die einzelnen Schritte gut überwachen.

Ist der Tumor klein, kann der Chirurg die Nervenstränge, die sich neben der Prostata befinden und für die Erektion wichtig sind, erhalten. Bei einem größeren Tumor sollten sie zumindest auf der Seite des Tumors entfernt werden. In Fürth begutachtet ein Pathologe noch während der OP die herausoperierte Prostata und bewertet, ob der Tumor vollständig entfernt wurde.

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© NZ-Infografik

Ein derartiger Eingriff bereitet vielen Männern Sorgen, weiß Andreas Blana. Sie fürchten, ihre Potenz zu verlieren und inkontinent zu werden. Statistisch gesehen sind über 50 Prozent der Patienten nach einer OP am Klinikum Fürth noch potent. Ist dies nicht der Fall, helfen Medikamente wie Viagra weiter. Generell gilt: "Je jünger der Patient ist, desto besser sind am Ende auch die Ergebnisse." Zehn Prozent der Patienten haben nach der OP Probleme mit dem Wasserhalten.

Manfred Schuster muss weder Einlagen tragen, noch seinem Glück mit Medikamenten auf die Sprünge helfen. Noch heute trifft er sich mit jenen Männern, die er während der Reha kennenlernte. Manche kämpfen weiter mit ihrer Inkontinenz. "Ich habe mich gar nicht getraut zu sagen, wie gut es mir geht." Die Arbeit von Prof. Blana hat ihn beeindruckt. "Wenn er am Nordpol leben würde, würde ich für eine OP auch dorthin laufen."

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