"Digitale Klassenzimmer" sollen in Bayern zur Regel werden

18.10.2017, 18:33 Uhr
Schüler und Schülerinnen arbeiten in ihrem Klassenzimmer am Tablet: Dieser Anblick dürfte in einigen Jahren zur Gewohnheit geworden sein. Die Regierung möchte nun "Digitale Klassenzimmer" in Bayerns Schulen einführen.

© Carmen Jaspersen/dpa Schüler und Schülerinnen arbeiten in ihrem Klassenzimmer am Tablet: Dieser Anblick dürfte in einigen Jahren zur Gewohnheit geworden sein. Die Regierung möchte nun "Digitale Klassenzimmer" in Bayerns Schulen einführen.

In den kommenden Jahren sollen an allen bayerischen Schulen digitale Klassenzimmer zur Regel werden. Die Staatsregierung legt dafür ein Förderprogramm in dreistelliger Millionenhöhe auf, um die Kommunen bei der Einrichtung zu unterstützen. 40 Millionen Euro sollen im kommenden Jahr fließen, 122,5 Millionen Euro sind für den nächsten Doppelhaushalt 2019/20 vorgesehen. Diese Zahlen, die aber nur ein Einstieg sein sollen, nannten Kultusminister Ludwig Spaenle und Staatssekretär Georg Eisenreich (beide CSU) am Mittwoch in München.

Insgesamt soll das Programm das Volumen eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags haben, erklärte das Kultusministerium. Wie die digitalen Klassenzimmer genau aussehen sollen, ließen die beiden Politiker noch offen. Darüber wolle man gemeinsam mit den Kommunen sprechen, denn diese sind für Schulbauten und die Ausstattung zuständig. Im ersten Halbjahr 2018 sollen die Förderrichtlinien für digitale Klassenzimmer stehen – dann soll klar sein, wie die Basisausstattung aussehen sollte. "Wir wollen die Kommunen auch nicht unter Druck setzen. Das muss gut sein, aber es muss leistbar sein", sagte Eisenreich. Als Beispiel nannte er mindestens "eine wie auch immer geartete digitale Tafel".

Dass jeder Schüler ein eigenes digitales Gerät in der Schule dabei haben müsste, hält er allerdings nicht für notwendig. Es gehe bei dem Förderprogramm auch nicht darum, Klassenzimmer von oben bis unten mit Technik vollzustellen. Eisenreich betonte, neben Lesen, Rechnen und Schreiben werde der Umgang mit digitalen Medien und der digitalen Welt "die vierte Kulturtechnik" sein. Die Schüler müssten auch dafür die nötigen Kompetenzen vermittelt bekommen. Deshalb sei es auch so wichtig, dass Informatik nun Pflichtfach in allen weiterführenden Schulen werde. Spaenle und Eisenreich kündigten zudem umfassende Fortbildungsprogramme für Lehrerinnen und Lehrer an.

Unterschiedliche Resonanz aus anderen Parteien

Der SPD-Bildungsexperte Martin Güll nannte die CSU-Pläne allerdings unzureichend. "Seit Jahren wird von allen Seiten gefordert, flächendeckend Overhead-Projektoren mal gegen Tablets und digitale Tafeln auszutauschen – und, Überraschung, ein Jahr vor der Wahl fällt der CSU ein, hier mal Geld reinzustecken", sagte er. Das allein sei aber nicht ausreichend: "Lehrerinnen und Lehrer benötigen alle entsprechende Fortbildungen, der Lehrplan muss angepasst werden, es braucht Richtlinien für die technische Unterrichtsausstattung – und selbstverständlich muss die Staatsregierung dafür Sorge tragen, dass alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ausgerüstet werden."

Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte hingegen, endlich habe auch die Staatsregierung erkannt, dass die digitale Ausstattung an den Schulen eine wesentliche Voraussetzung für eine zukunftsfähige Bildung sei. "Unsere Forderung, die IT-Bildung an bayerischen Schulen durch Bereitstellung entsprechender Ausstattung sowie eines geeigneten staatlichen Finanzierungsprogramms voranzutreiben, wird nun eins-zu-eins von der Staatsregierung übernommen." Die Kommunen dürften dabei aber nicht alleine gelassen werden, betonte er.

Thomas Gehring von den Grünen forderte darüber hinaus eine "Fortbildungsoffensive" für Lehrer und ein pädagogisches Konzept für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Das seien "Gelingensbedingungen" für die Vorbereitung bayerischer Schülerinnen und Schüler auf die digitale Welt.

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