Digitalisierung: Kollege Roboter holt auf - auch in Bayern

7.12.2018, 05:56 Uhr
Es muss kein Gegeneinander sein: Bei Bosch arbeiten Roboter und Mensch Hand in Hand.

© Stefan Hippel Es muss kein Gegeneinander sein: Bei Bosch arbeiten Roboter und Mensch Hand in Hand.

"Man kann bei 80 Prozent Substituierbarkeitspotenzial schon in Angst und Schrecken verfallen, das wäre aber fatal“, sagt Ralf Holtzwart, Chef der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. 82 Prozent, so hoch ist der Anteil der Tätigkeiten in Fertigungsberufen in Bayern, die inzwischen von Maschinen ausgeübt werden können. Drei Jahre zuvor waren es nur 73 Prozent. Allerdings sage der Wert lediglich aus, "welche Anteile von bestimmten Berufsbildern bereits heute durch technische Lösungen ersetzt werden könnten – aber nicht, dass das alles auch so passiert“, sagt Holtzwart.

Auch in den Bereichen Unternehmensdienstleistungen (60 Prozent automatisierbar), Unternehmensführung und -organisation (57 Prozent) sowie Verkehr und Logistik (56 Prozent) liegt der Anteil der Tätigkeiten, die von Maschinen ausgeübt werden können, bei über 50 Prozent, wie aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Kaum Sorgen müssen sich demnach Menschen in sozialen Berufen machen – hier liegt der Ersetzbarkeitsanteil bei 14 Prozent.

„Was mich schreckt, ist nicht die Digitalisierung, sondern die Diskussion, die über die Digitalisierung geführt wird", sagt Holtzwart. "Es ist eine Diskussion, die sich sehr auf die Risiken, aber zu wenig auf die Chancen konzentriert.“ Denn Chancen sieht er durchaus. „Wir haben immer weniger Nachwuchs. Wenn wir weiterwachsen wollen, brauchen wir dringend Automatisierung und Digitalisierung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“

Zudem habe bislang jeder Industrialisierungsschritt neue Stellen geschaffen - wenn auch in anderen Berufen. "Vor 100 Jahren waren die Haupt-Logistikberufe der Küfer, der Schröter und der Kutscher. Der Küfer hat die Fässer produziert, der Schröter hat sie bewegt und der Kutscher hat sie gefahren", sagt Holtzwart. "Diese logistischen Grundfunktionen gibt es immer noch. Wenn wir jetzt auf das vollautomatisierte Lager und den vollautomatisierten Transport zugehen, werden die Menschen etwas anderes machen. Entscheidend ist, sich zu öffnen und bereit zu sein, lebenslang dazuzulernen. Es wird noch genug Arbeit geben in den nächsten Jahren."

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