Dutzende Tote nach Terroranschlag am Flughafen Istanbul

29.6.2016, 17:00 Uhr
Chaos am Atatürk-Airport in Istanbul: Am Dienstagabend kümmerte sich ein Großaufgebot an Sanitätern um die hunderten Verletzten.

© dpa Chaos am Atatürk-Airport in Istanbul: Am Dienstagabend kümmerte sich ein Großaufgebot an Sanitätern um die hunderten Verletzten.

Unter den mehr als 40 Toten des verheerenden Terroranschlags auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul sind mindestens 13 Ausländer. Deutsche seien nicht unter den Toten, hieß es am Mittwoch aus türkischen Regierungskreisen. Das Istanbuler Gouverneursamt teilte mit, die Zahl der Todesopfer bei dem Anschlag auf den größten Flughafen der Türkei am Vorabend sei auf 41 gestiegen. Zusätzlich kamen die drei Selbstmordattentäter ums Leben. 239 Menschen wurden verletzt. Nach aktuellen Informationen soll eine Deutsche unter den Verletzten sein.

Es ist bereits der vierte schwere Anschlag in Istanbul seit Jahresbeginn. Die Bluttat zum Beginn der Feriensaison in Europa dürfte die Krise der Tourismusbranche in der Türkei noch verschärfen. Erst am Dienstag war für Mai ein Rückgang der Besucherzahlen um 34,7 Prozent gemeldet worden, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Aus Regierungskreisen in Ankara hieß es, bei den getöteten Ausländern handele es sich um fünf Saudis, zwei Iraker, einen Tunesier, einen Usbeken, einen Chinesen, einen Iraner, einen Ukrainer und einen Jordanier. Deutsche sind nach dieser Auflistung nicht unter den Getöteten. Die Nationalität der Angreifer blieb zunächst unklar.Die türkische Polizei fahndet nach dem Hintermännern des Anschlags. Bis zum frühen Mittwochmorgen bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat.

Ministerpräsident Binali Yildirim, der den Flughafen noch in der Nacht besuchte, sagte am Mittwochmorgen, erste Hinweise deuteten auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Urheber hin. Nach bisherigen Erkenntnissen hätten die Angreifer zunächst das Feuer eröffnet und sich dann in die Luft gesprengt.

Chaos im Flugverkehr

Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten.

Der Luftverkehr auf dem Flughafen wurde inzwischen wieder aufgenommen. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Yildirim hatte den Flughafen zuvor für landende und startende Flüge wieder für geöffnet erklärt. Der Sender CNN Türk berichtete, Reisende könnten inzwischen wieder ins Terminal.

Der Angriff sorgt allerdings für massives Chaos im Flugverkehr. Turkish Airlines strich für Mittwoch mehr als 340 Flüge. Die Airline bot allen Reisenden mit Buchungen vom oder zum Atatürk-Airport an, die Flüge kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. In der Nacht waren etliche Reisende vor dem Airport gestrandet, die vor der Attacke aus dem Terminal geflohen waren.

Flüge ab Deutschland fallen aus

Nach den Selbstmordanschlägen gibt es am Mittwoch keine Flüge von Berlin-Tegel nach Istanbul. Dies sagte Flughafensprecher Lars Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Regulär wären es am Mittwoch fünf Flüge gewesen. Auch eine Maschine der Turkish Airlines, die am Dienstagabend mit 209 Passagieren von Berlin-Tegel aus mit einer Stunde Verspätung in Richtung Istanbul startete, erreichte ihr Ziel nicht. Ursprünglich sollte sie nach Ankara umgeleitet werden. Nach Angaben von Wagner kehrte die Maschine dann aber über der Slowakei um und flog zurück nach Tegel.

Bei einem IS-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Urlauber getötet worden. Neben dem IS verübt auch die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - immer wieder Anschläge in türkischen Metropolen. Vor drei Wochen erst waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Dieses Attentat vom 7. Juni war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbuls.

Die TAK hat auch ausländische Urlauber vor Türkeibesuchen gewarnt. Im vergangenen Dezember hatte die Gruppierung einen Mörserangriff auf den Flughafen Sabiha Gökcen verübt.

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Dieser Artikel wurde am 29. Juni um 17.00 Uhr aktualisiert.