Ein Erlanger für Berlin: Herrmann wird Spitzenkandidat

24.4.2017, 15:51 Uhr
Ein Erlanger für Berlin: Herrmann wird Spitzenkandidat

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Er hat schon einmal Nein gesagt, hat die Chance verstreichen lassen, die ein Wechsel nach Berlin bieten könnte. Familiäre Gründe hatte Joachim Herrmann damals geltend gemacht und Horst Seehofer 2011 einen Korb gegeben. Herrmanns Frau, hieß es, sei gegen den Umzug gewesen.

Leicht dürfte ihm die Absage nicht gefallen sein. Der Erlanger gilt als grundloyaler Mensch; es braucht schon gewichtige Argumente, damit er sich Seehofer widersetzt. Die meinte er damals gefunden zu haben. Doch jetzt ist klar: Joachim Herrmann wird Spitzenkandidat der CSU.

Herrmann redet selbstbewusst - nicht wie ein Hinterbänkler

Etwas süffisant merkte Herrmann kurz nach seiner Kür an, dass zufällig parallel dazu de Maizière in Berlin die Kriminalitätsstatistik vorstelle. Die Aussage darin sei eindeutig: "Bayern ist auch im vergangenen Jahr wieder das Land mit der höchsten Sicherheitsqualität gewesen." Es gebe die klare Erwartung der Menschen, dass sich der Staat mehr um ihre Sicherheit kümmere - seine persönliche Erwartung sei, "das, was wir in Bayern leisten, möglichst in ganz Deutschland zu realisieren."

So selbstbewusst redet niemand, der sich auf eine Hinterbank setzen will. Herrmann ist politisch einer der Profiteure der Flüchtlingskrise. Bevor diese 2015 hochkochte, schien er den Moment für einen Wechsel in die Bundespolitik verpasst zu haben. 2011 hätte er als Bundesinnenminister in die Bundesregierung wechseln können, doch er lehnte damals zugunsten von Hans-Peter Friedrich ab.

"Balu der Bär" und "Panzerkreuzer Potemkin"

Dies geschah auch aus privaten Gründen - einer seiner zwei Söhne sorgte als Rapper damals für ein gewisses Aufsehen mit Liedern, deren Inhalte so gar nicht zur CSU-Politik passten. Doch die Jugendsünden sind inzwischen ausgestanden - und der oft etwas behäbig wirkende bayerische Innenminister - Spitznamen sind "Balu der Bär" und "Panzerkreuzer Potemkin" - entwickelte Gefallen an der großen Bühne.

Herrmann ist für Seehofer so etwas wie ein Joker im Machtkampf mit Markus Söder. Weil er dessen Aufstieg bremsen will, hat er im vergangenen Jahr die Parole ausgegeben, Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt gehörten wieder in zwei verschiedene Hände. Und wer Parteichef werde, der müsse nach Berlin und dort die Interessen der CSU vertreten. Jetzt ist es Herrmann.

Seehofer selbst hat offenbar noch große Pläne. "Ich habe dem Parteivorstand mitgeteilt, dass ich bereit bin, auch in den nächsten Jahren mich für das Amt des Parteivorsitzenden und für das Staatsamt des bayerischen Ministerpräsidenten zu bewerben", sagte der 67-Jährige am Montag in München und bestätigte damit erstmals selbst entsprechende Informationen aus der Partei.

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