Entwicklungsminister Müller hilft den Armen nur wenig

19.5.2017, 10:47 Uhr
Wer den Entwicklungsminister Gerd Müller über die Zusammenarbeit mit den armen Ländern der Welt reden hört, könnte gelegentlich feuchte Augen bekommen. (Archivbild)

© Rainer Jensen (dpa) Wer den Entwicklungsminister Gerd Müller über die Zusammenarbeit mit den armen Ländern der Welt reden hört, könnte gelegentlich feuchte Augen bekommen. (Archivbild)

Da ist so viel von Nachhaltigkeit, Respekt und Augenhöhe die Rede. Selten fehlt auch der Hinweis, dass auch die deutschen Konsumenten ihren Beitrag leisten sollten, indem sie bewusst einkaufen. So weit, so gut, und man darf dem CSU-Minister aus dem Allgäu sogar abnehmen, dass er es wirklich ernst meint.

Die Wirklichkeit ist freilich ein wenig komplizierter. Und bei näherem Blick fällt auf, dass auch seine Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung die Frage aufwirft, ob es da wirklich in erster Linie darum geht, den armen Menschen in afrikanischen Staaten oder den Textilarbeiterinnen in Bangladesch zu helfen.

Unglücklicherweise hält auch Müller an einem Ansatz fest, der unter seinem umstrittenen Vorgänger, dem FDP-Mann Dirk Niebel (der mit der Fallschirmjäger-Mütze), eingeführt wurde: der Einbindung von multinationalen Großkonzernen in die Entwicklungsarbeit.

Wider besseres Wissen

Die Erfahrungen, die man bisher damit machen konnte, müssten eigentlich alle Alarmglocken schellen lassen. Unter den Kooperationspartnern sind auch die Chemiegiganten Bayer, BASF oder Syngenta, die allesamt für eine industrielle Landwirtschaft stehen.

Wider besseres Wissen setzen die in Entwicklungsländern auf von ihnen lizenzierte Pflanzensorten, deren Setzlinge die lokalen Bauern dann jedes Jahr neu kaufen müssen. Oft genug sind diese Kartoffel-, Mais- oder Kaffeesorten für das lokale Klima gar nicht geeignet, weswegen dann umso mehr Dünger und Pestizide eingesetzt werden müssen. Es ist nicht schwierig zu verstehen, wem das am Ende am meisten nützt.

Ähnlich problematisch ist das bei dem Bemühen, in den Entwicklungsländern menschenwürdige Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Es nützt wenig, die Kontrollen zu verstärken, um die Standards zu heben. Darum vor allem ging es bei Konferenz der Arbeitsminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr.

Doch so lange die westlichen Auftraggeber ihren Subunternehmen in den Schwellenländern so niedrige Preise bezahlen, wird es diesen unmöglich sein, die Auflagen zu erfüllen – selbst wenn sie es wollten. So lange dieser Zusammenhang nicht ehrlich angegangen wird, können sich Müller und seine Ministerkollegen Konferenzen wie diese sparen.

Verwandte Themen


7 Kommentare