Erlangen: Ungetrübt ist die Freude über Nürnbergs Uni nicht

27.7.2017, 15:11 Uhr
Erlangen: Ungetrübt ist die Freude über Nürnbergs Uni nicht

© Archivfoto: Erich Malter

Zukunftsthemen wie Mobilität, Robotik, Energie oder Sicherheit in der Informationstechnik sollen zukünftig in Nürnberg angesiedelt sein, während in Erlangen die Old-School-Disziplinen wie Elektrotechnik, Maschinenbau oder Chemie- und Bioingenieurwesen bleiben.

Zwar argumentiert die Hochschulleitung gerne damit, dass die TechFak gar nicht so gestrig sei wie manchmal vermutet. Schließlich sei interdisziplinäre Zusammenarbeit dort beispielsweise längst geübte Praxis; Kooperationen mit anderen Fakultäten und Forschungseinrichtungen führten regelmäßig dazu, dass Projekte der Technischen Fakultät bei wissenschaftlichen Evaluierungen besonders erfolgreich abschneiden.

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Doch ob zukünftige Studierende das auch so sehen oder sich eher vom Glanz eines neuen Campus blenden lassen, der das Banner "Zukunfts-Uni" vor sich herträgt, muss sich noch zeigen.

Wie es bislang aussieht, wird an der Brunecker Straße in Nürnberg jedenfalls ein Konkurrent aus der Taufe gehoben, über den der FAU-Präsident und gelernte Informatiker Prof. Joachim Hornegger, selbst ein "Kind" der TechFak, so oder so nicht glücklich sein kann - trotz aller Beteuerungen.

Um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, nämlich die Ingenieurwissenschaften auch weiterhin international wettbewerbsfähig und in der Weltspitze zu halten, wird es noch größerer Anstrengungen bedürfen als bisher. Im besten Fall könnten sich beide Unis dabei ergänzen. Im schlimmsten Fall würden sie sich kannibalisieren.

Vor 2030 (möglicherweise sogar erst viel später) wird allerdings kein einziger Student einen Fuß über die Schwelle der neuen Universität in Nürnberg setzen. Das ist zumindest eine potenzielle Chance für die Technische Fakultät. Der Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss der Stadt hat in seiner Juli-Sitzung jedenfalls schon einmal die Weichen für eine Erweiterung der Ingenieurwissenschaften gestellt. Die Planungen sehen hierfür Flächen westlich der Kurt-Schumacher-Straße zwischen Erwin-Rommel- und Staudtstraße sowie östlich der Nürnberger Straße von der Gebbert- bis zur Kurt-Schumacher-Straße vor.

Zeitaufwendige Verfahren

Dafür müssen allerdings die Bebauungspläne für Teile des Gebiets neu aufgestellt werden. Und nachdem Bereiche der geplanten Fläche sich außerdem in einem Landschaftsschutzgebiet befinden, ist obendrein auch noch eine Änderung eines Teilbereichs der Landschaftsschutzverordnung notwendig.

In Erlangen stehen somit komplizierte und vor allem zeitaufwendige Verfahren ins Haus. Das wiederum hat zur Folge, dass noch überhaupt nicht absehbar ist, wann die ersten Bagger anrollen können. Der vermeintliche Zeitvorteil für den TechFak-Standort Erlangen könnte somit schnell dahinschmelzen und einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Nürnberg weichen.

Nahezu untergegangen ist noch ein anderer, nicht ganz unwichtiger Aspekt des Seehofer’schen "Ordre du Mufti": Die Lehrerbildung, die ursprünglich aus der Frankenmetropole in die frei werdenden Siemens-Gebäude im Erlanger Stadtzentrum ziehen sollte, bleibt jetzt doch in der Noris. Mit der Folge, dass zumindest für die angehenden Lehrer die nervende und zeitraubende Pendelei zwischen beiden Städten auch in Zukunft bestehen bleibt.

Selbst der mit Kritik an der Staatsregierung eher zurückhaltende FAU-Präsident kann das nicht wirklich nachvollziehen: "Der Verbleib der Lehrerbildung in Nürnberg", sagte Professor Joachim Hornegger jüngst im Gespräch mit dieser Zeitung, "wirft die Entwicklungspläne für die Erziehungswissenschaftliche Fakultät und Fachbereich Theologie zurück."

Heimatminister Markus Söder betrachtet die Dinge naturgemäß anders: "Es gibt keine Verlierer, nur Gewinner", kommentierte der Nürnberger die Entscheidung seines Chefs und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer staatstragend. Hoffentlich täuscht er sich da mal nicht.

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