Es braucht nicht viel Geld, um zu helfen

5.12.2016, 13:35 Uhr
Es braucht nicht viel Geld, um zu helfen

© J. Mitscherlich

"Das sind doch die mit den Care-Paketen", meinte meine Mutter, als ich ihr vor ein paar Jahren erzählte, dass ich mit Care im Kongo unterwegs sein werde. "Das waren schöne Pakete", erzählte sie, geboren 1935. "Da war alles drin, was man brauchte: Kaffee, Mehl, Zucker, auch mal Süßigkeiten für die Kinder." Die regelmäßigen Care-Pakete wurden ein Teil ihrer Nachkriegsgeschichte im zerbombten Dortmund.

Im November 1945 taten sich 22 Wohlfahrtsorganisationen in den USA zusammen, um den notleidenden Menschen in Europa zu helfen. Unter dem Namen "Cooperative for American Remittances to Europe Inc.", kurz C.A.R.E., erreichten in den Folgejahren rund 100 Millionen Pakete Europa. Zwischen 1946 und 1948 gingen alleine 4,4 Millionen Care-Pakete ins zerstörte Deutschland.

Es war eine der größten privaten Hilfsaktionen überhaupt, denn hinter den Absendern standen Privathaushalte, die für zehn bis 15 Dollar pro Paket Lieferungen über den großen Teich schickten. Der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm, Jahrgang 1935, erinnert sich ebenfalls an die Care-Pakete, die ein entfernter Verwandter seiner Mutter aus New York schickte. "Der Name Care verbindet sich in meiner Erinnerung für immer mit einem Gefühl, das man sonst nur an Weihnachten hat. Care war für mich nicht nur ein ,Überlebensmittel‘, sondern eine Botschaft von einer freundlicheren Welt. Und ist es bis heute."

Es braucht nicht viel Geld, um zu helfen

© Foto: Arndt Peltner

Aus der privaten Initiative wurde eine Hilfsorganisation. 1949 richtete man bereits den Blick auf Notleidende in Japan, Israel, Korea und auf den Philippinen. 1953 wird der Name Care geändert, fortan stehen die Buchstaben für "Cooperative for American Relief to Everywhere". 1980 dann gründet sich Care Deutschland. Weitere Länder folgen mit eigenen Care-Gruppen, was zur Folge hat, dass 1982 der Name noch einmal eine neue und endgültige Bedeutung bekommt: "Cooperative for Assistance and Relief Everywhere". Amerika wird aus dem Namen gestrichen. Care ist damit zu einer weltweiten Hilfsorganisation geworden, die in 14 Ländern mit nationalen Organisationen verwurzelt und in 90 Ländern aktiv ist.

Aus den einstigen Care-Paketen für Hilfsbedürftige im zerstörten Europa ist heute der Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe" gewachsen. Als NZ-Korrespondent hatte ich die Möglichkeit, schon zahlreiche Projekte dieser Nichtregierungsorganisation, zu besuchen. Ich sprach mit vergewaltigten Frauen in Flüchtlingslagern im Osten des Kongo, berichtete im Süden des Tschad über traumatisierte Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik. Am Horn von Afrika saß ich mit jungen Leuten zusammen, die von "Tahreeb" sprachen, der langen und beschwerlichen Reise nach Europa. Ich hörte Frauen zu, die mir ihre Geschichte der Genitalverstümmelung erzählten. Im Süden des Niger besuchte ich Dörfer, die vom Klimawandel betroffen sind, sprach mit Müttern, die nicht mehr genug Essen für ihre zum Teil stark unterernährten Kinder haben.


Hier zum Beitrag "Mit CARE nach Afrika" im Blog von Arndt Peltner


Überall ist Care aktiv. Es sind teils große Projekte, wie der Bau von Wasserpumpen und Sanitäranlagen in Flüchtlingslagern irgendwo im Nichts. Fortbildungsmaßnahmen für ausreisewillige Jugendliche, die vom Bleiben überzeugt werden sollen. Da sind aber auch kleinere finanzielle Anschübe für Nähgruppen in einem Flüchtlingscamp im südlichen Tschad oder Mittagsspeisungen für Grundschüler, um so den Eltern einen Anreiz zu geben, ihre Kleinen in die Schule zu schicken.

Der Fokus von Care liegt vor allem auf der gezielten Förderung von benachteiligten Frauen und Mädchen. Das sei "der wichtigste Schlüssel für die nachhaltige Bekämpfung von Armut", heißt es.

Die Rechnung geht auf. Überall, wohin ich kam, waren es die Frauen, die anpackten, Kleinspargruppen organisierten, sich gegenseitig in der Not unterstützten. Was mich auf all diesen Reisen mit Care in die Krisen- und Konfliktgegenden überzeugte, war, zu sehen, dass es manchmal gar nicht viel Geld braucht, um zu helfen. Damals waren es zehn Dollar für ein Care-Paket, das einer notleidenden Familie im zerstörten Nürnberg über die Runden geholfen hat. Heute können zehn Euro einer Kleinspargruppe im Süden des Niger Hoffnung geben und neue Perspektiven ermöglichen.

CARE Deutschland-Luxemburg e.V., Sparkasse Köln/Bonn
IBAN: DE93 3705 0198 0000 0440 40
BIC: COLSDE33, Stichwort: Afrika Nothilfe, www.care.de/spenden

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