Eurovision Song Contest: Glitzer, Glamour und ein wenig Politik

23.5.2015, 19:00 Uhr
Eurovision Song Contest: Glitzer, Glamour und ein wenig Politik

© dpa

Welche Länder sind in diesem Jahr dabei?

Für das Finale gesetzt sind wie immer die Big Five. Sprich: Wer zahlt, darf nicht ausscheiden und so nehmen Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien automatisch an der Endausscheidung teil. Ebenfalls direkt qualifiziert sind das Gastgeberland Österreich und Australien.

Moment mal, seit wann liegt Australien in Europa?

„Building Bridges“ heißt das Motto des diesjährigen ESC und so baut man zum 60-jährigen Jubiläum eben auch Brücken nach Australien. Der Kontinent wurde vom Veranstalter, der European Broadcasting Union (EBU), eingeladen, einmalig an dem Wettbewerb teilzunehmen. Damit Guy Sebastian, der mit „Tonight Again“ antritt, nicht peinlicherweise schon vorab rausfliegt, ist auch er fürs Finale fest gebucht. Und gehört zu den Favoriten. Sollte der 33-Jährige gar gewinnen, wird seine Heimat als Co-Gastgeber den Song Contest 2016 in einer europäischen Stadt zusammen mit einem EBU-Mitgliedsland veranstalten. Die EBU ist übrigens ein Zusammenschluss von über 70 Rundfunkanstalten in 56 Staaten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens — was auch erklärt, warum Israel am ESC teilnimmt.

Wer tritt noch mal für Deutschland an und hat der Beitrag überhaupt eine Chance?

Wir erinnern uns: Der deutsche Vorentscheid war ein veritabler Aufreger. Der unterfränkische Sänger Andreas Kümmert wurde vom Publikum zum Sieger gekürt, gab das Ticket nach Wien jedoch postwendend zurück. Pragmatisch wie sie ist, kürte Moderatorin Barbara Schöneberger die zweitplatzierte Ann Sophie zur Nachfolgerin. Die versucht nun ihr Glück mit dem Song „Black Smoke“. Die 24-Jährige hat angekündigt, „auf keinen Fall ein Kleid“ tragen zu wollen und hinterließ bei den Proben wohl nicht den schlechtesten Eindruck. Die Buchmacher stufen die Chancen der Sängerin dennoch als ziemlich gering ein.

Wenn es Deutschland schon nicht ist, wer gehört dann zu den Favoriten?

Der bereits erwähnte Guy Sebastian aus Australien hat gute Aussichten, aber auch Måns Zelmerlöw aus Schweden mit einer Nummer von internationalem Hitparaden-Format: „Heroes“. Aus Italien kommt die Formation Il Volo, bestehend aus drei schmucken Tenören mit dunkel-feurigen Augen, die was besingen? Genau, „Grande Amore“! Auch sie stehen in den Wettbüros hoch im Kurs. Das FinalErgebnis setzt sich zu 50 Prozent aus der Wertung der jeweiligen Landesjury und der Abstimmung der Zuschauer zusammen.

Wie politisch wird der ESC?

Eigentlich sind politische Statements beim ESC (und ja: Man darf auch noch Grand Prix sagen!) streng verboten. Aber immerhin gewann 2014 Conchita Wurst, eine Frau mit Bart, die für Toleranz und Respekt steht (und in diesem Jahr als Moderatorin im Green Room dabei ist). Auch 2015 darf man mehr als Glitzerfummel und Liebesgeschnulz erwarten: Mit „Face The Shadow“ erinnert das armenische Musikprojekt Genealogy an die Massaker an den Armeniern 1915.

Die rumänische Band Voltaj („De la capât“) singt von einsamen Kindern, die ohne Eltern aufwachsen, weil diese zum Arbeiten in den Westen gegangen sind. Für Finnland trat die Band Pertti Kurikan Nimipäivät mit „Aina mun pitää“ (Ich muss immer) an, schied allerdings im Halbfinale aus. Sie besteht aus vier Punks, von denen drei das Downsyndrom haben und einer Autist ist. Und die Polin Monika Kuszynska („In The Name Of Love“) fährt im Rollstuhl auf die Bühne.

Muss man sich das wirklich anschauen?

Ganz klar: Natürlich nicht! Spaß macht es aber trotzdem und 200 Millionen andere Menschen tun es ja auch. Dann muss man sich doch dafür wirklich nicht schämen.

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