Flüchtlinge in Nürnberg: Notunterkünfte sind längst passé

21.6.2018, 11:36 Uhr
Flüchtlinge in Nürnberg: Notunterkünfte sind längst passé

© Foto: Eduard Weigert

"Im Jahr 2015 haben wir die Unterkünfte in höchster Not errichten müssen, 2016 haben wir es geschafft, alle Bewohner in regulären Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen", erklärt Dieter Maly, Leiter des Nürnberger Sozialamtes. "Bis auf eine sind alle Notunterkünfte schon im Laufe des Jahres 2016 wieder abgebaut worden. Die letzte schloss im ersten Halbjahr 2017 an der Diebacher Straße in Gebersdorf."

Diese Unterkunft war Ende 2015 mit großem Aufwand errichtet worden. Im Januar 2016 lud Maly interessierte Bürger zu einem Tag der offenen Tür. Die Resonanz war riesig. So voll waren die vier Leichtbauhallen, die 500 Flüchtlinge beherbergen sollten, danach nie mehr. Wenige Wochen nach dem Termin für die Öffentlichkeit war klar, dass die Hallen nicht benötigt würden. "Wir haben die Unterkunft nie belegt", erinnert sich Maly. "Es ist nie ein Mensch eingezogen."

Ende August 2015 hatte die Stadt Nürnberg im Stadionbad eine erste Zeltstadt improvisiert, "ab September 2015 kamen dann die Turnhallen in der Schule Herriedener Straße und im Sigmund-Schuckert-Gymnasium in Eibach dazu", sagt Dieter Maly.

Dem Sozialamtschef fallen im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung nach und nach wieder die verschiedenen Stufen des "Kraftaktes" ein. Gut 5000 Menschen kamen erst einmal in Notunterkünfte, bevor sie eine andere Bleibe bekamen. "Das Umverteilen in reguläre Gemeinschaftsunterkünfte mit vernünftigen Standards, nicht in der Leichtbauhalle, das hat praktisch das ganze Jahr 2016 gedauert", sagt der Amtsleiter.

Neueste Zahlen zur Unterbringung von Flüchtlingen stammen aus dem April. Da lebten 6912 Flüchtlinge in der Stadt: 4200 in städtischen, der Rest in staatlichen Unterkünften. Ein Problem sind immer noch "Fehlbeleger": anerkannte Asylbewerber oder solche mit Bleiberecht, die noch in den öffentlichen Unterkünften leben, weil sie keine Wohnung auf dem freien Markt finden. 2660 von 6912 – ein gutes Drittel.

Die Stadt verfügt derzeit über 136 eigene oder gemietete Unterkünfte, auf dem Höhepunkt waren es 160. Der Leerstand sei mit rund 300 Plätzen eher gering. Frei werdende Kapazität nutzt die Stadt für Renovierungen. Neue Flüchtlinge bekommt Nürnberg nicht mehr zugewiesen. "Wir übererfüllen unser Soll um etwa 1000 Personen", sagt Maly. "Deswegen haben wir seit Jahren nur noch Familiennachzüge."


Liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren,
in den vergangenen Tagen und Wochen hat sich der Ton in den User-Kommentaren immer mehr verschärft. Dies betrifft vornehmlich Artikel, die sich mit Flüchtlingsthemen oder den politischen Krisen in Deutschland und der Welt befassen. Die Online-Redaktion möchte jedoch im Kommentarbereich Raum für den Austausch von Argumenten und eine sachliche Diskussion bieten. Wir werden deshalb verstärkt darauf achten, dass in den Kommentaren ein respektvoller Umgang zwischen den Kommentatoren gewahrt wird. Kommentare, die keinen direkten Bezug zum Artikel haben, beleidigende Formulierungen enthalten, vom Thema ablenken wollen oder zur Wiederholung der immer gleiche Argumente dienen, werden wir ohne weitere Angabe von Gründen zurückweisen. Meinungen kann man sachlich ausdrücken. Diese Regel muss auch in unseren User-Kommentaren eingehalten werden.
Die Online-Redaktion

Verwandte Themen


4 Kommentare