Friedrich Merz: Der verschämte Millionär

16.11.2018, 12:26 Uhr
Friedrich Merz: Der verschämte Millionär

© John MacDougall/afp

Zweimal mussten die Fragesteller der Bild-Zeitung nachhaken, dann gestand Friedrich Merz ein, Millionär zu sein. Trotzdem sehe er sich als Teil "der gehobenen Mittelschicht in Deutschland und nicht dieser kleinen sehr vermögenden, sehr wohlhaben­den Oberschicht". Diese Selbstzuschreibung ist freilich Unsinn.

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln rechnet der Mittelschicht zu, wer als Single monatlich zwischen 1050 und 4400 Euro netto verdient. Natürlich gibt es auch andere Definitionen - durch keine von ihnen wird Merz aber zu einem Angehörigen der Mittelschicht. Zumal man bei dem 63-Jährigen, ein Haus am Tegernsee und zwei Flugzeuge besitzt, davon ausgehen kann, dass er mehrfacher Millionär ist.

Dass er sich dennoch verschämt der "gehobenen Mittelschicht" zurechnet, sagt viel aus - über Deutschland, aber auch über ihn selbst. Wer sehr gut verdient, dem wird in der Bundesrepublik schnell Abgehobenheit unterstellt - was für einen Politiker ein fatales Etikett sein kann. Doch Merz macht es nicht besser, wenn er sich der "gehobenen Mittelschicht" zurechnet, statt zu seinem Wohlstand zu stehen. Denn durch seine Selbstzuschreibung erreicht er genau das, was er vermeiden wollte: Er wird erst recht als abgehoben wahrgenommen, weil er offenbar keine Ahnung hat, was jemand in der Mittelschicht verdient oder besitzt.

Natürlich ist bei all dem richtig, dass die ungleiche Vermögensverteilung eines der, wahrscheinlich das zentrale Problem in Deutschland ist. Wen die Spaltung des Landes in Gutsituierte und Habenichts aber ernsthaft besorgt, der ist bei Friedrich Merz - oder besser: einer CDU unter Friedrich Merz - ohnehin falsch.

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