Große Koalition: Schulz muss nachbessern

15.1.2018, 11:35 Uhr
Martin Schulz könnte nach erfolgreichen Kolaitionsverhandlungen strahlender Held der Sozialdemokratie werden.

© Michael Kappeler/dpa Martin Schulz könnte nach erfolgreichen Kolaitionsverhandlungen strahlender Held der Sozialdemokratie werden.

Natürlich Alexander Dobrindt, der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag. Und Markus Söder, der designierte bayerische Ministerpräsident. Sie bilden die Abteilung Attacke der CSU und warnen die Sozialdemokraten, bei den Koalitionsverhandlungen neue Forderungen zu stellen.

Das ist mehr Theaterdonner denn inhaltlich unterfüttert. Wäre nach den Sondierungen wirklich schon alles klar, bräuchte es keine Koalitionsverhandlungen mehr. Solche Äußerungen richten sich zum einen an die eigene Klientel, der Standhaftigkeit demonstriert werden soll.

Sie bereiten aber auch die Bühne für Martin Schulz. Der muss, so zeichnet sich nach den Aufgeregtheiten des Wochenendes ab, der SPD noch einen mittelgroßen Erfolg liefern, um sich einer positiven Abstimmung der Mitglieder über einen Koalitionsvertrag sicher zu sein. Es muss ja nicht gleich die Bürgerversicherung sein. Eine klitzekleine Erhöhung des Spitzensteuersatzes würde ja auch schon reichen.

Je lauter sich Dobrindt und Söder jetzt präsentieren, desto strahlender steht Martin Schulz da, wenn ihm das gelingt. Er kann den Genossen zeigen: Ich habe mich sogar gegen diese beiden durchgesetzt. Das wird die Akzeptanz deutlich steigern; Schulz wäre dann, zumindest vorübergehend, der strahlende Held der Sozialdemokratie.

Gelingt ihm dieser Coup nicht, droht er zur tragischen Figur zu werden. Denn dann sinkt die Chance auf ein finales Ja der Basis. Dann geht der Weg Richtung Neuwahlen, und die SPD droht wegen ihren inneren Widersprüchen schweren Schaden zu nehmen.

Bei vielen guten Dramen gibt es einen mächtigen Strippenzieher im Hintergrund; und das ist in diesem Fall die CDU-Chefin Angela Merkel. Sie schweigt derzeit - als Bürger kann, ja muss man das kritisieren, aus ihrer Perspektive ist es sehr vernünftig. Sie kann die Aufgeregtheiten dieser Tage abwarten und dann genau kalkulieren, wie groß der Erfolg sein muss, den sie Martin Schulz noch gönnen muss. Sie wird das tun, schon um ihrer vierten  Kanzlerschaft willen.

Geht das Kalkül auf, wird das Drama, jedenfalls aus Sicht der auftretenden Akteure, ein gutes Ende nehmen. Falls nicht, kann es sehr schnell in eine politische Tragödie umkippen. Und die kennt bekanntlich  in der ersten Linie Verlierer.

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