"Gute Nachricht": Nürnberger Stimmen zur Freilassung Soltanis

21.11.2018, 19:58 Uhr

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Der Nürnberger SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly.

Der Nürnberger SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly. © dpa

Ulrich Maly, Nürnberger Oberbürgermeister, freut sich riesig über die Freilassung Soltanis. "Wir wünschen ihm viel Glück in der neuen Freiheit und dass er seine Familie bald in die Arme schließen kann." Niemand könne Abdolfattah Soltani die gestohlenen Jahre seines Lebens zurückgeben, fährt Maly fort. "Aber ich hoffe sehr, dass er sich schnell von den Strapazen der Haft erholt und dass wir ihn hoffentlich bald in Nürnberg begrüßen dürfen." In diesem Zusammenhang erinnert Maly daran, dass der Menschenrechtspreisträger der Stadt seinen Preis 2009 nicht selbst in Empfang nehmen konnte, weil ihm die iranischen Behörden noch am Flughafen in Teheran den Pass entzogen haben.

Was auch immer ausschlaggebend für Soltanis Freilassung war: "Die Hauptsache ist, dass er frei ist."

Martina Mittenhuber.

Martina Mittenhuber. © Foto: Christine Dierenbach

Martina Mittenhuber, Leiterin des Nürnberger Menschenrechtsbüros, erfährt durch die Nürnberger Nachrichten von der Freilassung Soltanis. Sie sei "erleichtert und begeistert" darüber. Geglaubt habe sie daran schon fast gar nicht mehr. "Nach der Beisetzung seiner Tochter Homa durfte der Menschenrechtspreisträger das Gefängnis im Iran zwar verlassen, musste später aber wieder in Haft gehen." Soltani habe nach dem Verlust seines Kindes sehr mitgenommen ausgesehen. "Ich hatte Angst, er würde das alles nicht durchstehen." Seine zweite Tochter habe allerdings einmal angedeutet, dass sich hohe Beamte im Iran für seine Freilassung einsetzen. "Das war ein Lichtblick."

Schockiert sei Mittenhuber gewesen, als bekannt wurde, dass Soltanis Annahme des Nürnberger Menschenrechtspreises ein Grund für seine Inhaftierung war. "Dass das in der Urteilsbegründung tatsächlich eine Rolle gespielt hatte, traf uns sehr." Im vergangenen Mai stand die Leiterin des Nürnberger Menschenrechtsbüros selbst vor dem berüchtigten Evin-Gefängnis, in dem Soltani jahrelang saß. Mittenhuber: "Hoffentlich kommt er bald auch nach Nürnberg."

Sebastian Brehm von der CSU Nürnberg.

Sebastian Brehm von der CSU Nürnberg. © CSU Nürnberg

Der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Sebastian Brehm spricht von einer "sehr, sehr guten Nachricht. Das ist für die Stadt Nürnberg und vor allem für Soltanis Familie ein freudiger Tag." Der CSU-Politiker plante im Januar eine Reise in den Iran. "Die ist jetzt — erfreulicherweise — hinfällig", sagt er. Im Rahmen eines Programms hat Brehm die Patenschaft für Soltani übernommen. An seinem Beispiel könne man sehen, wie notwendig der Einsatz für Menschenrechte sei. "Menschenrechte werden auch weiterhin ganz oben auf unserer Tagesordnung stehen." Die Patenschaft bedeute, er, Brehm, setze sich für Soltani ein. "Die betroffenen Regierungen wissen damit, aus dem Bundestag hat jemand ein Auge auf sie. Jemand, der wissen will, wie mit dem Schützling umgegangen wird." So eine Patenschaft wird über das Auswärtige Amt bekanntgegeben und könne zur Verhandlungsbereitschaft führen. "Spannend wird jetzt, ob Soltani nach Deutschland ausreist. Ich persönlich bin da skeptisch. Er ist ein stolzer Mann. Für ihn würde das heißen, er beuge sich der Regierung im Iran."

SPD-Politikerin Gabriela Heinrich.

SPD-Politikerin Gabriela Heinrich. © Günter Distler

Gabriela Heinrich, Bundestagsabgeordnete aus Nürnberg, sagt: "Das ist eine ausgesprochen tolle Nachricht für die Familie." Die SPD-Politikerin erinnert jedoch auch daran, wie viel Lebenszeit dem Menschenrechtspreisträger durch die Inhaftierung genommen wurde. "Das zeigt sich besonders am Tod seiner 27-jährigen Tochter." Die Botschaft über die Freilassung sei aber auch für die Menschenrechtspolitikerin Heinrich wohltuend. "Positive Nachrichten in diesem Bereich werden immer rarer. Immer mehr Leute, die sich gegen ein Regime auflehnen, müssen ins Gefängnis oder sind anderen Strafen ausgesetzt", sagt sie. "Soltani hätte selbst nach iranischem Recht längst wieder in Freiheit sein müssen." Die Nachricht über die aktuelle Freilassung motiviere sie, als Menschenrechtlerin weiterzumachen. 

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