Guttenberg in der Weltpresse

3.3.2011, 18:35 Uhr

Die New York Times

"Gefallene Sterne können in der Politik wieder aufsteigen. Herr Guttenberg, ein Freiherr, der in dem bayerischen Schloss seiner Vorfahren lebt, ist noch immer einer der beliebtesten deutschen Politiker."

Der Tages-Anzeiger aus Zürich 

„Nach seiner Logik sind nicht Leistung und Rechtschaffenheit die entscheidenden Tugenden im öffentlichen Leben, sondern Auftritt, Glanz und Popularität.“

Die Neue Zürcher Zeitung

 „Vielleicht liegt die tiefere Tragik des Falles Guttenberg (...) darin, dass man erst jetzt, nach dem Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers, auch so etwas wie Respekt für die Hauptperson empfinden kann. Zuvor war das beim besten Willen nicht möglich.“

Die spanische Zeitung El Mundo (Madrid)

"Der Rücktritt beweist, dass es abgesehen von juristischen Konsequenzen auch eine politische Verantwortung gibt. In Spanien wird gegen diese goldene Regel leider immer wieder verstoßen.“

Die Tageszeitung La Repubblica (Rom)

„Es treten immer die Minister der anderen zurück. Als erstes denkt ein anständiger Italiener jetzt dieses: Liebe deutsche Freunde, gebt uns euren (Ex-)Verteidigungsminister, der abgeschrieben hat, und nehmt euch dafür unseren (Verteidigungsminister) Ignazio La Russa, der nicht abschreibt. Damit ist gesagt, dass zu Guttenberg in unseren Augen ein Großer ist. In der Tat ist er zurückgetreten.“

Die Tageszeitung La Stampa (Turin) 

„Die Regierung scheint erschüttert, steckt das aber ein: So funktioniert eine Demokratie.“

Die Regionalzeitung Dernières Nouvelles d'Alsace (Straßburg)

„Seine Haltung, für seinen Fehler geradezustehen, hat Format.“

Die Tageszeitung Komsomolskaja Prawda (Russland)

„Über diese traurige Geschichte (...) lachen unsere Beamten nur, deren Sünden so vielfältig und prächtig sind, dass ein Plagiat nur ein Splitter in einem Düngehaufen ist. Viele russische Beamte sind bekanntermaßen Doktoren. Und es ist sicher – wenn man ihre Dissertationen sorgfältig liest, finden sich bestimmt viele Betrüger. Doch dafür werden sie in Russland normalerweise nicht gefeuert – ganz im Gegenteil.“

Die Tageszeitung de Volkskrant:

„Man hatte gehofft, Guttenbergs Popularität in den kommenden Wahlen in sechs Bundesländern benutzen zu können. Doch mit zunehmender Kritik ging das nicht mehr.“

Die Wiener Presse 

„Offensichtlich hat die Bundeskanzlerin die falsche Strategie gewählt – ist ihr das politische Gespür abhanden gekommen?“

Tageszeitung The Guardian (England)

"Zuletzt waren es weder die Opposition noch die Medien, die Guttenberg zu Fall brachten, sondern die lautstarken Beschwerden deutscher Akademiker (...)Zu Recht  waren sie außer sich, weil Guttenberg ihrer Meinung nach die Integrität ihres Berufsstandes unterlaufen hat. Die Tatsache, dass ihre Stimme noch ernst genommen wird, zeigt den krassen Kontrast zu der Situation in Britannien, wo die Regierung anscheinend immer weniger an den Wert der Akademiker glaubt. In diesem Sinn muss Guttenbergs Rücktritt als gutes Zeichen gewertet werden."

Tageszeitung Estado de Sao Paulo (Brasilien)

Die Zeitung vergleicht den Rücktritt der französischen Außenministerin Michèle Alliot-Marie mit dem Rücktritt Guttenbergs. "Resultat: Der politische Schaden für beide Regierungen ist enorm. Sie wären viel höher geschätzt worden, wenn sie sofort Konsequenzen gezogen hätten. ABer es fehlte der politische Mut. Und es scheint, dass beide Länder am Ende ihres  politischen Mutes angekommen sind."

 

Keine Kommentare