Haderthauer-Affäre: Skurrile Momente im U-Ausschuss

11.6.2015, 17:39 Uhr
Im Untersuchungsausschuss um die Modellbau-Affäre sind zwei wichtige Zeugen vorgeladen.

© dpa Im Untersuchungsausschuss um die Modellbau-Affäre sind zwei wichtige Zeugen vorgeladen.

Der Mann, der Christine Haderthauer letztlich zu Fall gebracht hat, ist inzwischen 86 Jahre alt und schwerhörig - sein neues Hörgerät soll er in den nächsten Wochen bekommen. Am Donnerstag nun muss Roger Ponton, französischer Geschäftsmann, wohnhaft im Elsass, klein, Brille, im Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags aussagen. Seine Akten hat er fest unter den Arm geklemmt.

Ponton ist einer der zentralen Zeugen in dem Gremium, das sich bisher vor allem um die fachlichen Aspekte der Affäre kümmerte, wegen der die ehemalige Staatskanzleichefin am 1. September 2014 zurücktreten musste. Er hatte die ganze Affäre erst so richtig ins Rollen gebracht: weil er Anzeige gegen das Ehepaar Haderthauer erstattete.

Pikant: Hubert Haderthauer ist Landgerichtsarzt

Darum geht es: Die Eheleute Christine und Hubert Haderthauer waren bis 2008 nacheinander Miteigentümer der Firma "Sapor Modelltechnik". Mitgesellschafter seit Anfang der 1990er war Ponton. Die Firma verkaufte teure Modellautos, die von Straftätern in der Psychiatrie gebaut wurden - vor allem von einem verurteilten Dreifachmörder, der in den Bezirkskrankenhäusern Ansbach und Straubing untergebracht war. Pikant war das deshalb, weil Hubert Haderthauer Landgerichtsarzt ist.

Heute wirft Ponton dem Ehepaar Haderthauer vor, ihn um mehrere 10 000 Euro geprellt zu haben - weil sie ihn im Jahr 2011 mit viel zu wenig Geld abgefunden hätten. Er glaubt, dass die Eheleute die Gewinne des Unternehmens dazu bewusst zu niedrig angaben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Betrug unter Steuerhinterziehung - wobei diese Ermittlungen noch immer nicht abgeschlossen sind.

"Der Doktor" und "Die Madame"

Ponton gibt am Donnerstag bereitwillig Antwort auf die Fragen der Abgeordneten - auch wenn er sich an manches nicht mehr erinnern kann. "Der Doktor" sagt er, wenn er Hubert Haderthauer meint. Spricht er über die CSU-Politikerin, sagt er immer wieder nur: "Die Madame".

Ponton stellt es so dar: Wäre Landgerichtsarzt Haderthauer nicht an der ganzen Sache beteiligt gewesen, hätte es die Zusammenarbeit mit dem verurteilten Dreifachmörder nicht gegeben. "Ich konnte nichts machen, ich war nur der Finanzmann", beteuert der 86-Jährige. Er habe damals das Gefühl gehabt, als sei Hubert Haderthauer der Chef im Bezirkskrankenhaus gewesen. "Der Doktor war ja der Direktor."

Das Verhältnis damals schildert er so: "Wir duzten uns." Und fügt hinzu: "Das waren ja junge Leute." Christine Haderthauer - "eine schöne, hübsche Frau" - habe "die ganze Korrespondenz gemacht".

"Die Frau von meiner Schwester hat gekocht"

Und dann berichtet Ponton von einigen fragwürdigen Begebenheiten: Einmal habe er den verurteilten Dreifachmörder Roland S. in seiner Jagdhütte im Elsass empfangen - in Begleitung eines Pflegers und eines Polizisten in Zivil. "Die Frau von meiner Schwester hat gekocht." Als Ponton auf Nachfrage sagt, ja, natürlich habe es dort diverse Waffen gegeben, entfährt es Ausschuss-Chef Horst Arnold (SPD): "Dann ist ja schön, dass wir uns noch sehen." Nachher spricht Arnold von einem "absoluten Skandal" und einem "Saustall". Kann es tatsächlich sein, dass der Dreifachmörder damals aus Ansbach nach Frankreich reisen durfte? Der Ausschuss dürfte dem sicher nachgehen.

Ponton gibt zudem an, dass er sich - im Gegensatz zum Ehepaar Haderthauer - einst sehr wohl Gedanken gemacht habe, ob man Roland S. nicht an der Gesellschaft beteiligen sollte. Es sei zwar damals ausschließlich um Gewinne gegangen. "Aber ich hätte durchgesetzt, dass er seinen Anteil bekommt", sagt der 86-Jährige. "Er war ja das Hirn und der Bauer, nicht der Doktor, nicht die Madame, nicht ich."In zwei Wochen muss Roland S. selbst in den Zeugenstand treten - im Landtag, nicht im Bezirkskrankenhaus. Ein denkwürdiger Vorgang. Zudem wird mit Spannung auf das Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gewartet. Nach wie vor sind sehr viele Fragen offen.

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