Hillary Clinton ist nicht zu stoppen

12.4.2015, 20:43 Uhr
Hillary Clinton ist nicht zu stoppen

© Twitter (dpa)

Zuvor wird sie sich im parteiinternen Auswahlverfahren um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten durchsetzen müssen. Dass ihr das gelingt, kann man getrost annehmen, selbst zu diesem frühen Zeitpunkt. Zu viel spricht für die 67-Jährige.

Die frühere First Lady, Senatorin und Außenministerin bringt eine Menge politische Erfahrung mit, sie ist landesweit bekannt und beliebt. Den Namen Clinton verbinden viele Amerikaner in der Rückschau mit einer Ära wirtschaftlicher Prosperität und außenpolitischer Stabilität, einer Ära, die gerade mal 15 Jahre her ist, aber nach zwei Bush-Amtszeiten wie ein lange vergangenes Zeitalter wirkt.

Und: Hillary Clinton ist äußerst geschickt dabei, das nötige Geld aufzutreiben, ohne das eine Kandidatur in den Vereinigten Staaten aussichtslos ist. Die unglaubliche Summe von bis zu zwei Milliarden Dollar will sie einsammeln, kein anderer demokratischer Kandidat wird nur in die Nähe dessen kommen.

Meilenweit vorne

Liefern sich bei den Republikanern eine ganze Reihe von Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen in den Umfragen (Scott Walker führt derzeit mit 20 Prozent), liegt Clinton bei den Demokraten meilenweit vorne. Über 60 Prozent der Befragten halten sie für die beste Kandidatin. Selbst die Affäre um private E-Mails in ihrer Zeit als Außenministerin hatte keinen Beliebtheits-Knick zur Folge.

Parteiinterne Konkurrenz ist nicht in Sicht. Nur zwei Demokraten schaffen es in den Umfragen auf zweistellige Werte, Vizepräsident Joe Biden und die linke Senatorin Elizabeth Warren. Zwei, die nach eigenem Bekunden gar kein Interesse an einer Kandidatur haben.

Die Vorzeichen sind damit gänzlich andere als 2008, als Hillary Clinton, die Kandidatin des Establishments, im Vorwahlkampf gegen Obama und seine Vision eines anderen Amerika unterlag. Dass Clinton trotz ihrer Niederlage bereit war, als Außenministerin in Obamas Kabinett einzuziehen, brachte ihr großen Respekt ein. Selbst die Parteilinke, die Clinton stets eine zu große Nähe zur Wall Street vorwarf, hat sich inzwischen mit ihr versöhnt.

Lehren aus der Niederlage

Hillary Clinton hat ihre Lehren gezogen aus der Niederlage von vor sieben Jahren, das zeigt sich schon in der Art, wie sie nun ihre erneute Kandidatur ankündigen wollte: ein Tweet, ein Video, erst einmal nicht mehr. Die Krönungsatmosphäre von 2008 will — die freilich nicht weniger als damals machtbewusste — 67-Jährige um jeden Preis verhindern, um nicht noch einmal den Eindruck zu erwecken, sie greife mit der Präsidentschaft nach etwas, das ihr ohnehin zustehe.

Den Demokraten kann ihr voraussichtlicher Alleingang nur helfen: Eine parteiinterne Schlammschlacht, die einen Kandidaten beschädigen kann, noch bevor er in die Auseinandersetzung mit dem republikanischen Kontrahenten geht, ist wenig wahrscheinlich. Anders als den Republikanern bleibt Clinton auch erspart, sich mit kontroversen Aussagen der Parteibasis im Vorwahlkampf anzubiedern, um die umstrittenen Positionen dann schrittweise zu räumen, wenn es auf die Wahlen zugeht — denn die wurden in den USA zuletzt in der Mitte entschieden.

Dass es in den kommenden Monaten um Inhaltliches geht, darf man ohnehin kaum erwarten — zu groß ist der Trend zur Personalisierung, ja zur Trivialisierung von Politik auch und gerade in den USA. Einer populären Kandidatin dürfte das aber vielleicht ganz recht sein.

Keine Kommentare