Israel demontiert Detektoren am Tempelberg

25.7.2017, 10:42 Uhr
Israel demontiert Detektoren am Tempelberg

© Mahmoud Illean (dpa)

Nach den jüngsten Unruhen entfernt Israel die am Tempelberg installierten Metalldetektoren und will sie durch eine andere Technologie ersetzen. Das entschied das israelische Sicherheitskabinett am späten Montagabend. Demnach sollen die Metalldetektoren von fortschrittlichen technologischen Geräten abgelöst werden.

Das werde "kluge Überprüfung" überall in der Altstadt Jerusalems ermöglichen, um die Sicherheit der Besucher auf dem Gelände des Tempelbergs zu gewährleisten, hieß es. Die technologische Lösung ist Ergebnis intensiver Diskussionen der Polizei mit führenden Sicherheitsfirmen in der vergangenen Woche, um eine Alternative zu den Metalldetektoren zu finden, wie die Jerusalem Post schreibt. Die Technologie – die Hunderte Millionen Schekel kosten werde – beinhalte auch Software zur Gesichtserkennung.

Polizisten begannen kurz nach bekanntwerden des Beschlusses bereits mit der Demontage der Metalldetektoren. Nach Angaben der Zeitungen Haaretz und Jerusalem Post wies das israelische Sicherheitskabinett der Polizei und dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit umgerechnet rund 24 Millionen Euro (100 Millionen Schekel) zu, um das neue Sicherheitssystem vorzubereiten und zu realisieren. Die israelische Polizei wird demnach ihre Kräfte auf dem Gelände verstärken, bis die Maßnahmen umgesetzt sind.

Attentäter töteten israelische Polizisten

Zuvor hatten Israels Inlandsgeheimdienst und andere Sicherheitsexperten Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gewarnt, der Streit um die Metalldetektoren könne gefährlich eskalieren. Der jüngste Konflikt hatte sich 14. Juli entzündet, als drei arabische Attentäter am Tempelberg zwei israelische Polizisten getötet hatten.

Sie wurden dann selbst erschossen. Daraufhin hatte Israel die Metalldetektoren installiert, was die Palästinenser und Teile der muslimischen Welt in Wut versetzte und die Unruhen auslöste. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Die Palästinenser befürchteten, Israel wolle durch die Metalldetektoren mehr Kontrolle über den Tempelberg bekommen, der Juden und Muslimen heilig ist.

Israel demontiert Detektoren am Tempelberg

© Oded Balilty (dpa)

Bei einem Messerattacke tötete dann ein Palästinenser nach den Freitagsgebeten drei Mitglieder einer israelischen Siedlerfamilie. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas setzte  unter dem Eindruck der Konfrontationen alle Beziehungen zu Israel aus.

Das Kabinett habe betont, dass Israel beabsichtige, den Status quo an der heiligen Stätte zu erhalten, berichtet "Haaretz" unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten, der bei dem Treffen dabei war.

Kurz vor der Entscheidung des Sicherheitskabinetts hatte der UN-Beauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten, Nikolaj Mladenow, eine rasche Lösung für den Konflikt  gefordert.  Zuvor hatte Mladenow den UN-Sicherheitsrat hinter verschlossenen Türen über die aktuelle Lage im Nahen Osten unterrichtet. Schweden hatte zusammen mit Frankreich und Ägypten um die Sondersitzung gebeten.

Auch der jordanische König Abdullah II. hatte in einem Telefonat mit Netanjahu auf eine sofortige Lösung gedrängt, wie die Nachrichtenagentur Petra berichtete. Die von Israel getroffenen Maßnahmen müssten rückgängig gemacht und der Tempelberg frei für Betende zugänglich sein, forderte der König Jordaniens, das Hüter der heiligen Stätte ist.

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