Jemen-Krise: Saudi-Arabien mit Luftschlägen gegen Huthis

27.3.2015, 08:01 Uhr
Der Saudische Verteidigungsminister, Prinz Mohammad bin Salman bin Abdulaziz al-Saud (rechts), hat sich für Luftschläge im Jemen entschieden.

© dpa Der Saudische Verteidigungsminister, Prinz Mohammad bin Salman bin Abdulaziz al-Saud (rechts), hat sich für Luftschläge im Jemen entschieden.

Der Bürgerkrieg im Jemen droht sich in einen militärischen Konflikt in der Region auszuweiten. Saudi-Arabien griff gemeinsam mit arabischen Verbündeten erstmals mit Waffengewalt in den Bürgerkrieg im Nachbarland ein, um dort den weiteren Vormarsch schiitischer Huthis zu stoppen. Kampfjets der sunnitischen Koalition bombardierten Stellungen der Rebellen in der Hauptstadt Sanaa und an anderen Orten. Die Entwicklung im Jemen löste international Besorgnis aus.

Die Vereinten Nationen und die Europäische Union riefen die Konfliktparteien zu Verhandlungen auf. Nur so könne angesichts der Eskalation eine Lösung gefunden werden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nannte die Lage gefährlich. Er hoffe nicht, dass sich die Situation in einen kriegerischen Flächenbrand ausweite, sagte er der Bild-Zeitung.

Jemen "unter saudischem Schutz"

Der von den USA gestützte Staatschef Abed Rabbo Mansur Hadi, der vor den Rebellen geflohen war, hat den Jemen inzwischen "unter saudischem Schutz" verlassen. Er wolle am bevorstehenden Gipfeltreffen der Arabischen Liga im ägyptischen Scharm el Scheich teilnehmen, hieß es. Saudi-Arabien wirft dem schiitischen Iran vor, die Rebellen im Kampf gegen die rechtmäßige jemenitische Führung zu unterstützen.

An der in der Nacht zum Donnerstag gestarteten Operation "Sturm der Entschlossenheit" beteiligen sich nach Angaben des Senders Al-Arabija neben Saudi-Arabien die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain und Katar. Weiterhin würden Jordanien, Marokko und der Sudan Kampfjets entsenden. Auch Ägypten sagte eine Beteiligung mit Luftwaffe und Marine zu, Pakistan denkt nach eigenen Angaben noch über einen Einsatz nach.

Huthis versammeln Tausende Anhänger

Ein Sprecher der Huthis bezeichnete die Luftschläge als Kriegserklärung. Damit könne sich der Konflikt im Jemen zu einem Regionalkrieg auswachsen. Die Huthis versammelten im Zentrum Sanaas Tausende Anhänger, um gegen die Angriffe zu demonstrieren.

Bei den Luftschlägen kamen laut dem von den Huthis kontrollierten Gesundheitsministerium in Sanaa 25 Zivilisten ums Leben. Die Angriffe hätten Wohngebiete in der Nähe des Flughafens getroffen. Nach Informationen der saudischen Nachrichtenagentur SPA wurde hingegen vor allem eine Militärbasis bombardiert. Ein Journalist der "Yemen Post" sagte dem Sender Al-Dschasira, Bomben seien überall in Sanaa gefallen. Die Menschen hätten panisch reagiert.

"Angriffe eine gefährliche Entwicklung"

Hadi hatte am Dienstag um Hilfe gegen die Rebellen gebeten. Die Huthis hatten in den vergangenen Monaten große Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die Hauptstadt. Dort setzten sie Hadi und die Regierung ab. Der Präsident floh im Februar ins südjemenitische Aden, das er zur neuen Hauptstadt erklärte. Am Mittwoch rückten die Huthis bis in die Hafenstadt vor und zwangen Hadi erneut zur Flucht.

Der Iran verurteilte die Angriffe der Riad-Allianz. "Diese Angriffe sind nicht nur eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung", erklärte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham.

Das Verhältnis zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist angespannt. Die Einmischung im Jemen wird in der Region als erste große Bewährungsprobe für den neuen saudischen König Salman gewertet.

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