Jogginghosen-Verbot: Weg mit Intoleranz-Erlässen!

20.3.2019, 16:23 Uhr

Die Debatte, welches Auftreten für Schülerinnen und Schüler innerhalb der Lehranstalt angemessen ist, flammt alle Jahre wieder auf. In den 80er Jahren ging es um neongrüne Haare, Sicherheitsnadeln im Ohr und Punkfrisuren, dann kamen bei Jungs die auf Kniehöhe hängenden Hosen (mit freier Sicht auf die Shorts darunter), es ging weiter mit (allzu sichtbaren) Piercings oder Tattoos, zuletzt waren es bei Mädchen die Hotpants, die manchmal mehr zeigten, als sie verdeckten. Nun also will eine Schule die Jogginghosen aus den Klassenzimmern verbannen.

Da schießt jemand übers Ziel hinaus. Es liegt nun mal in der Natur von Jugendlichen, a) zu provozieren und b) sich selbst auszuprobieren. Das Tragen einer Jogginghose mag da eine eher lässliche Sünde sein. Zumal nicht eben wenige Jugend-Idole aus Musik- und Showbusiness dies als "chic" vorleben, in Jogginghosen auf der Bühne auftreten oder durch Musikvideos hüpfen. Warum hatten Jugendliche in den 50ern Gel im Haar? Genau, weil Elvis das auch hatte. Ihren Helden eifert die Jugend nun mal nach, und am schnellsten geht das übers Outfit.

Wenn ein Schulleiter das partout nicht will, muss er Schuluniformen einführen, wie das etwa in England praktiziert wird. Das ist in Deutschland zum einen rechtlich kaum durchzudrücken, zum anderen schössen sich die Verantwortlichen damit selbst ins Knie. Die Schule soll hierzulande schließlich ein Ort sein, an dem Toleranz erlebt und vorgelebt wird. Das gilt nicht nur in Bezug auf das Geschlecht, den ethnischen Hintergrund, die Religion oder die sexuelle Orientierung, sondern auch für solche Belanglosigkleiten wie die Bekleidung. Leben und leben lassen eben. Da dürfen Lehrer gern als Vorbild fungieren.

Bei T-Shirts mit rassistischen Sprüchen oder sexistisch herabwürdigenden Darstellungen gilt ganz klar eine Null-Toleranz-Regel, und das ist auch richtig so. Aber bei einer Jogginghose? Mit welcher Begründung? Eine Schule hat nicht zu entscheiden, welchen Bekleidungsstil man zu leben hat, sofern er im Rahmen des (völlig) Normalen bleibt. Und noch ein letzter Punkt: Wird für Jugendliche eine Sache nicht dadurch erst besonders interessant, sobald sie verboten ist? Hat man auch irgendwo schon mal gelesen...

Fazit: Weg mit solchen Intoleranzerlässen. Eine Jogginghose muss man nicht schön finden, aber sie stört den Unterrichtsbetrieb nicht und darf damit ins Klassenzimmer. Basta.

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