Junge Deutsche unter Festgenommenen im Irak

22.7.2017, 14:14 Uhr
Junge Deutsche unter Festgenommenen im Irak

© Felipe Dana (dpa)

Nach der Festnahme ausländischer IS-Kämpferinnen in einem Tunnelsystem der irakischen Stadt Mossul ist eine 16-Jährige aus Sachsen in dem Land nun eindeutig identifiziert. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden sagte, seine Behörde wisse aber nicht, ob die Deutsche zur Gruppe der in Mossul festgenommenen Kämpferinnen gehört. Das Mädchen aus Pulsnitz bei Dresden werde von der deutschen Botschaft im Irak betreut. Weitere Angaben wollte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht machen.

Irakische Sicherheitskräfte hatten bei einem Einsatz in Mossul nach eigenen Angaben 20 Dschihadistinnen festgenommen. In der irakischen Hauptstadt Bagdad sitzen nach „Spiegel“-Informationen vier deutsche Frauen in Haft, die sich in den vergangenen Jahren der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Sie seien in den Tagen nach der Befreiung Mossuls gefangen genommen worden. Unter den Gefangenen sei demnach auch die 16-Jährige.

Anfang der Woche übermittelten die Iraker der deutschen Botschaft in Bagdad eine Liste mit den Namen der Deutschen, heißt es. Am Donnerstag konnten Diplomaten alle vier Frauen in einem Gefängnis am Flughafen der Hauptstadt besuchen, wie das Magazin berichtete. Ihnen gehe es nach einer ersten Einschätzung den Umständen entsprechend gut. Eine der Deutschen habe marokkanische Wurzeln, eine andere stamme offenbar aus Tschetschenien, habe aber einen deutschen Pass.

Die Schülerin aus Pulsnitz war im Sommer 2016 verschwunden, kurz nachdem sie zum Islam konvertiert war. Sie soll über Internet-Chats mit IS-Anhängern in Kontakt gestanden haben.

Junge Deutsche unter Festgenommenen im Irak

© Andrea Dicenzo (dpa)

In den vergangenen Jahren waren insgesamt mehr als 930 Islamisten aus Deutschland Richtung Syrien und Irak ausgereist, um sich dort dem IS anzuschließen. 20 Prozent der bislang Ausgereisten waren nach Angaben des Verfassungsschutzes Frauen, 5 Prozent Minderjährige. Von den Unter-18-Jährigen war die Hälfte weiblich. Inzwischen sind von den ausgereisten Islamisten 145 tot – sie starben etwa bei Kämpfen oder sprengten sich bei Attentaten in die Luft.

Mit Propaganda im Internet, die teils gezielt auf junge Frauen zugeschnitten ist, wirbt die Terrormiliz für eine Einreise in die eroberten Gebiete. Dazu gehören auch Handlungsanleitungen, wie diese in den Irak oder Syrien einreisen können: eine Art Reiseführer für Frauen mit Tipps, was sie mitnehmen sollen, welche Route sie nehmen sollen und dergleichen. Auf Facebook schwärmen Frauen, die schon ausgereist sind, über ihr Leben im Kalifat.

Es gibt Berichte, wonach viele Frauen IS-Kämpfern zugeteilt, missbraucht oder als „Sexsklavinnen“ gehalten werden. Frauen können auch Kampfaufgaben oder bewaffnete Rollen übernehmen. So gibt es eine Art weibliche Scharia-Polizei. Die Frauen, die dort arbeiten, kontrollieren die Einhaltung islamischen Rechts unter Frauen.

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