Kassen zahlen nur für Blindenhunde

1.3.2018, 18:26 Uhr
Kassen zahlen nur für Blindenhunde

© Yvonne Neckermann

Warum zahlen die Krankenkassen ausschließlich für den Blindenhund?

In einem Schreiben des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) an das Bayerische Gesundheitsministerium, das uns vorliegt, erklären die Kostenträger, wo sie den wesentlichen Unterschied zwischen Blinden- und Assistenzhund sehen.

Der Blindenhund beseitigt oder mildert demnach die Auswirkungen der Behinderung im gesamten täglichen Leben und betrifft ein Grundbedürfnis wie das Sehen und selbstständiges Wohnen. Assistenzhunde würden zwar auch einen Beitrag zur Lebensbewältigung leisten. Dieser reiche aber nicht aus, um die Voraussetzungen für die Kostenübernahme zu erfüllen. Die privaten Krankenkassen argumentieren genauso.

Gibt es irgendeine Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zu bekommen?

Der Verein Assistenz- und Servicehunde in Bayern finanziert sich über Spenden und unterstützt damit Menschen, die die Kosten für einen Hund selbst nicht aufbringen können. Wenn wir zu Spenden aufrufen, sind diese meist bereits zweckgebunden und kommen einem bestimmten Gespann aus Hund und Herrchen zugute. Unsere Spender bewerten dies meist sehr positiv, da sie so genau wissen, wer von ihrem Geld profitiert.

Können Sie generell empfehlen, erst den Hund anzuschaffen und ihn dann auszubilden?

Wer die Voraussetzungen hat, einen Welpen bei sich aufzunehmen und es sich zutraut, einem Jungtier Grundgehorsam und Leinenführigkeit erst einmal selbst beizubringen, spart viel Geld. Je früher Hund und Herrchen sich aneinander gewöhnen, desto stärker ist außerdem die Bindung. Allerdings kann sich während der bereits begonnenen Ausbildung jederzeit herausstellen, dass der Hund körperlich oder charakterlich völlig ungeeignet ist. Das kommt sehr oft vor. In 75 Prozent der Fälle muss die Ausbildung abgebrochen werden.

Welche Voraussetzungen muss der Hund mitbringen?

Er sollte einerseits belastbar, aber dennoch sensibel sein und auf seinen Menschen eingehen können. Außerdem darf er keinen allzu ausgeprägten Jagd- oder Schutztrieb haben.Schäferhunde haben oft einen sehr starken Beschützerinstinkt und neigen etwa dazu, sich im Notfall vor ihren Besitzer zu stellen und einen Sanitäter nicht zum Herrchen zu lassen.
Ein Jagdhund hingegen könnte sich ablenken lassen und kaum noch ansprechbar sein, wenn er eine Fährte aufgenommen hat. Daher kommen meist Golden Retriever, Goldendoodle, Großpudel oder Labradore zum Einsatz.

Man hört öfter von Therapiehunden, die beispielsweise Seniorenheime besuchen. Wie unterscheiden die sich vom Assistenzhund?

Ein Therapiehund wird von einem Psychotherapeuten trainiert und besucht Menschen, die seelischen Zuspruch brauchen. Der Patient kann mit dem Hund Kontakt aufnehmen und ihn streicheln. Das Tier ist also darauf trainiert, völlig Fremde an sich heranzulassen und ihnen Zuwendung zu geben. Ein Assistenzhund hingegen verrichtet Dienstleistungen für seinen Menschen, die dieser selbst nicht erledigen kann. Interview:

 

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