Klarer CDU-Sieg: Doch keine Experimente im Saarland

26.3.2017, 20:21 Uhr
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und ihr Mann Helmut (rechts) freuen sich über den klaren Sieg der CDU im Saarland. Auch Roland Theis, Landtagsabgeordneter der CDU, hat gut lachen.

© Boris Roessler/dpa Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und ihr Mann Helmut (rechts) freuen sich über den klaren Sieg der CDU im Saarland. Auch Roland Theis, Landtagsabgeordneter der CDU, hat gut lachen.

Manche hatten auf ein Wunder gehofft im Saarland, beim Start ins Wahljahr in Deutschland: Rot-Rot an der Saar, dafür könne es reichen. Das signalisierten manche Umfragen, auf die sich vor allem die Befürworter eines Wechsels im Saarland und, im Herbst, im Bund gestürzt haben. Aber auch diesmal zeigte sich, wie zuvor beim Brexit, wie bei Trump, wie auch bei deutschen Landtagswahlen, eine neue Unzuverlässigkeit der Umfragen: Sie alle hatten das reale Wahlergebnis nicht annähernd auf dem Schirm - eine überraschend starke CDU, eine angesichts ihres jüngsten Umfrage-Höhenflugs eher eingebremste SPD. Ein überraschendes und deshalb erfreuliches Ergebnis, weil Politik wieder gefragter ist, weil viel mehr Menschen ihre Stimme abgaben.


Live-Blog zur Saarland-Wahl: CDU stark, Schulz-Effekt verpufft


Die Sozialdemokraten erleben ein zumindest vorläufiges Ende des teils surrealen Schulz-Höhenflugs: Zu gewagt waren die sehr frühen Hoffnungen auf einen Durchmarsch von den Umfrage-Hochs direkt ins Kanzleramt. Solche Wunder muss man sich hart erarbeiten - härter, als dies die SPD bisher auf Wolke Sieben getan hat.

Aber auch die CDU kann sich nun keineswegs erleichtert zurücklehnen. Gewiss: Vor allem Angela Merkel wird aufatmen. Mit Annegret Krampp-Karrenbauer siegte an der Saar eine Politikerin sehr klar, die Merkel schätzt und die der Kanzlerin ähnlich ist. Und - das allerdings ist ein Gegensatz zur massiv polarisierenden CDU-Chefin: weitestgehend anerkannt und beliebt.

CDU fehlen in den nächsten Landtagswahlen die Zugpferde

Genau das ist bei den nächsten Stationen nicht der Fall: In Schleswig-Holstein (Wahl am 7. Mai) und in Nordrhein-Westfalen (Wahl am 14. Mai) verfügt die CDU nicht über Zugpferde, über Sympathieträger, die den SPD-Amtsinhabern bisher wirklich gefährlich werden konnten. Dort drohen der Union jene Rückschläge, die sie nun dank einer starken Amtsinhaberin samt einer gut funktionierenden Großen Koalition in Saarbrücken vermeiden konnte.

Für Angela Merkel kann das Saar-Ergebnis nur Ansporn sein, doch endlich mit so etwas wie Wahlkampf zu beginnen. Etliche in der CDU und vor allem in der CSU hatten gar nicht so insgeheim auf eine Schlappe für die ungeliebte Parteichefin bei der Wahl an der Saar gesetzt - damit Angela Merkel einen Denkzettel erhält, damit sie ihren Kurs gerade in der Flüchtlingsfrage eventuell doch noch auch verbal herumreißt; Stichwort "Obergrenze".

So ist es nicht gekommen. Das mag mit der Sonderrolle des Saarlands zu tun haben, aber auch mit der gerade in schwierigen weltpolitischen Zeiten ausgeprägten Sehnsucht der Deutschen nach Stabilität und Sicherheit. Innen- und wirtschaftspolitisch steht die Bundesrepublik, allen teils zu zugespitzten Einwürfen von SPD und Linken, vergleichsweise gut da - auch da neigen dann doch wieder viele der alten Adenauer-Formel zu: "Keine Experimente". 

Soweit also der Zwischenstand zur Wahl-Saison 2017 nach der Aufwärm-Runde. Ausgang im Herbst beim Zieleinlauf: noch völlig offen.

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