Kommentar: Die Brexit-Fundis könnten Gutes bewirken

12.12.2018, 11:57 Uhr
Verliert Theresa May ihre Macht in Großbritannien? Noch in dieser Woche könnte es dazu kommen.

© Thierry Roge (dpa) Verliert Theresa May ihre Macht in Großbritannien? Noch in dieser Woche könnte es dazu kommen.

Da müssen die Briten jetzt wohl durch. Schon seit dem Brexit-Referendum von vor mehr als zwei Jahren wollen viele der EU-Gegner nicht recht begreifen, was eigentlich auf der Hand liegt: dass man nicht außerhalb der EU sein kann und trotzdem alle Vorteile genießt. Premierministerin Theresa May hat das ganz am Anfang clever gemacht: Sie hat die Wortführer der Brexit-Kampagne in ihrer eigenen Partei ins Kabinett geholt und genau ihnen die Aufgabe übertragen, den Ausstieg aus der EU mit Brüssel zu verhandeln. Inzwischen haben sich mit David Davis und Dominic Raab bereits zwei Brexit-Minister vom Acker gemacht, genauso wie Außenminister Boris Johnson.

Gar nichts erreicht

Sie hatten die Chance zu zeigen, wie ein Austritt der Briten aus der EU zum Wohle ihres Landes bewerkstelligt werden könnte. Sie haben nichts, aber auch gar nichts erreicht. Warum sollte sich das ändern, wenn sie jetzt die Regierungschefin stürzen?

Noch ist Theresa May nicht demontiert, wenn auch schwer angeschlagen. Sollte sie aber aus dem Amt gedrängt werden, führt kaum etwas an Neuwahlen vorbei. Und wie immer eine neue Regierung aussehen könnte – auch das ist ja völlig offen –, sie wird sich wohl durch ein neues Referendum Rückendeckung holen müssen. Das Thema Brexit könnte sich dann auch rasch wieder erledigt haben.


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Viele Bürger auf der Insel mögen immer noch eine recht verworrene Vorstellung von der EU haben. Doch seit dem Referendum vor zwei Jahren ist vielen klargeworden, dass ein Ausstieg aus der EU mit vielen gravierenden Nachteilen verbunden sein könnte. Die britischen Wirtschaftsführer haben eindringlich vor den Folgen gewarnt. Selbst die Bank of England, die sich traditionell nicht in politische Debatten einmischt, befürchtet gar ein Schrumpfen der britischen Wirtschaft.

Jahrzehntelanger Spott

In Großbritannien war es jahrzehntelang Usus, die EU nur zu kritisieren und zu verspotten. Es hatte nie Folgen. Jetzt, da ein Austritt plötzlich eine reale Option geworden ist, wird das Bild plötzlich deutlich realistischer. So gesehen kann man den Brexit-Fundis nur alles Gute wünschen. Sollen sie versuchen, alles niederzureißen. Es liegt an den britischen Bürgern, zu entscheiden, was sie davon halten. Vielleicht kommt es doch noch zu einem guten Ende.

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