Kommentar: KI kann helfen, birgt aber auch viele Gefahren

16.2.2019, 13:41 Uhr
Gefahr oder Verheißung? Künstliche Intelligenz erleichtert vieles, doch die zunehmende Automatisierung stellt die Menschheit auch vor neue moralische Fragen.

© phonlamaiphoto - stock.adobe.com Gefahr oder Verheißung? Künstliche Intelligenz erleichtert vieles, doch die zunehmende Automatisierung stellt die Menschheit auch vor neue moralische Fragen.

Es kommt darauf an, was man daraus macht: Ein schlichter Satz, der im Prinzip genügt, um die komplizierte Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) und ihre Folgen zu beschreiben. Denn letzten Endes geht es um das Definieren von Grenzen. Rote Linien, die den selbstlernenden Maschinen von uns Menschen gesetzt werden müssen.

Funktioniert dies – und noch bleibt genügend Zeit dafür – kann KI den Weg in eine bessere Zukunft weisen. Wenn Roboter immer dann eingesetzt werden, wo es für uns unangenehm oder gar gefährlich wird, spricht ohnehin nichts gegen deren Einsatz – im Gegenteil. Die Beseitigung von Landminen ist ein Beispiel. Ohne KI müssten Menschen ihr Leben riskieren. Unnötigerweise.


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Natürlich gibt es viele Gegenbeispiele. Wo verläuft die Grenze, wenn Maschinen Ärzte bei der Diagnostik unterstützen? Schon heute übertrifft die Treffsicherheit von KI-"Diagnosen" die Genauigkeit menschlichen Hinschauens – etwa wenn es um die Früherkennung von Krebsarten geht. Trotzdem muss die Botschaft einer vielleicht tödlich endenden Erkrankung dem Patienten von einem Arzt überbracht werden. Und dieser Experte muss sich vorher sein eigenes Bild gemacht haben.

Es sind genau solche Fälle, für die es eines Rahmens bedarf. Die Erstellung eines solchen Regelwerks ist die ureigene Aufgabe der Politik. Noch, das stimmt nachdenklich, gibt es nur in Einzelfällen erkennbare Bemühungen, der KI klare Grenzen zu setzen.

Kein Grund zum Verzweifeln

Ein Grund zum Verzweifeln? Nein. Denn bislang gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass KI auf den Menschen zurückschlägt. Entsprechende Horrorszenarien verkaufen sich gut, entbehren aber jeglicher Grundlage.

Der "Horizont" einer Maschine endet dort, wo die menschliche Seele mit all ihren Abgründen beginnt. Ein Krieg Maschine versus Mensch mag literarisch reizvoll sein, wahrscheinlich ist er nicht. Terminatoren sind menschliche Hirngespinste, keine KI-Auswüchse. Alles gut also? Nein.


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Hierzulande können wir Szenarien wie sie George Orwell schon vor Jahrzehnten in seinem Roman "1984" beschrieben hat, mit hoher Wahrscheinlichkeit vermeiden, in China wohl nicht. Dort ist längste eine in der Menschheitsgeschichte beispiellose Überwachung geplant – mit Hilfe der KI soll die Bevölkerung auf Linie gebracht werden. Doch auch vor unserer Haustüre wirbelt KI einiges kräftig durcheinander. Den Joballtag etwa: ganze Berufsbilder sind vom Verschwinden bedroht, weil Maschinen viele Arbeiten mindestens genauso gut und noch dazu wesentlich zuverlässiger und günstiger leisten können als die jetzigen Stelleninhaber.

Millionen Jobs bedroht

Ob Steuerfachgehilfen oder klassische Sachbearbeiter-Aufgaben, vieles kann künftig ohne menschliche Arbeitskraft erledigt werden. Allein in Deutschland dürfte dies Millionen Arbeitsplätze potenziell infrage stellen. Die gute Nachricht: Bisher haben sich KI-bedingte Veränderungen eher als Jobmaschinen denn als Arbeitsplatzvernichter erwiesen. Jede wegfallende Stelle konnte andernorts neu entstehen. Dass nicht jeder dieser Entwicklung folgen konnte oder wollte, steht auf einem anderen Blatt.

Künstliche Intelligenz birgt also ein enormes Potenzial in sich. Dieses Potenzial nicht nutzen zu wollen, wäre töricht. Dabei die denkbaren Gefahren für uns Menschen aus den Augen zu verlieren, ebenso. Bei der KI kommt es darauf an, was man daraus macht!

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