Kommentar: Soziale Ungleichheit macht alle ärmer

16.1.2017, 12:13 Uhr
Kommentar: Soziale Ungleichheit macht alle ärmer

© Andres Benedicto/dpa

Die Berechnung mag nicht den wissenschaftlichen Standards entsprechen - und Oxfam gibt selber zu, dass es sich um eine grobe Schätzung handelt. Trotzdem: Allein die Tendenz der Zahlen, die der aktuelle Ungleichheits-Bericht der Organisation offenlegt, ist drastisch. Wenn wenige Menschen - angeblich nur acht und natürlich allesamt Männer - so viel Vermögen besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, dann läuft etwas grundlegend schief. 

Bisher haben die Regierungen, auch die deutsche, den Oxfam-Bericht jedes Jahr gekonnt ignoriert, als wäre diese globale Spaltung eine lästige Nebensache. Dabei kann sie ihnen schnell über den Kopf wachsen - und eine ernste Gefahr für die Demokratie werden.

Denn der Unmut derer steigt, die sich ohnehin unsicher fühlen und abgehängt, die Angst haben, dass sie am wachsenden Wohlstand der Welt nicht mehr teilhaben dürfen. Was dieser Unmut auslöst, konnten wir schon in den USA besichtigen und in Österreich, in Polen, selbst in Skandinavien - und mit dem Aufstieg der AfD zunehmend in Deutschland.

Umverteilung ist auch ein Mittel gegen Populisten

Wenn die Regierungen es nicht mehr schaffen, für einen Ausgleich zu sorgen und auch diejenigen mitzunehmen, denen die Chancen nicht in die Wiege gelegt wurden - dann überlassen sie den Rechtspopulisten das Feld. Es spricht ja niemand davon, die Reichen zu enteignen. Aber höhere Steuern, auch auf hohe Vermögen, und das Schließen von Steuerschlupflöchern, wie Oxfam es fordert, sind sinnvolle Vorschläge, die zu recht längst nicht mehr nur in der linken Ecke für sinnvoll gehalten werden.

Das Paradoxe ist ja: Von Umverteilung profitieren alle, Arme wie Reiche. Studien haben bewiesen, dass ein Land wohlhabender und sogar die Lebenserwartung dort höher ist, wenn die wirtschaftliche Spaltung möglichst gering ist. Das neoliberale "Jeder für sich"-Ideal war schon immer schädlich.

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