Kosten und Nutzen: Wann Nürnbergs neue Uni Sinn macht

25.10.2017, 17:25 Uhr
Eine Technische Hochschule hat Nürnberg - doch die Stadt will mehr HighTech.

© Foto: Günter Distler Eine Technische Hochschule hat Nürnberg - doch die Stadt will mehr HighTech.

"Macht die Neugründung einer Uni in Nürnberg Sinn?" Auch nach zwei NN-Podiumsdiskussionen mit hochkarätigen Teilnehmern fällt die Antwort auf diese Frage sehr schwer. Sicherlich gibt es für ein "Nein" zahlreiche stichhaltige Argumente.

Aber die Uni wird kommen. Daher ist vor allem entscheidend, wie man sie umsetzt. Ein "Ja, sie macht Sinn" ist, wie es der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik formuliert hat, "mit sehr vielen Wenns und Abers verknüpft".

Ein wesentliches "Wenn" sind die Finanzen: Sowohl der bayerische Innenminister Joachim Herrmann als auch der bayerische Finanzminister Markus Söder haben fest zugesagt, dass die Neugründung mit keinerlei Abstrichen beim weiteren Ausbau der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg und insbesondere deren Technischer Fakultät verbunden sein wird. Diese Zusage Söders sei hiermit ausdrücklich ins Protokoll aufgenommen.

Fairerweise sollte man den uneingeschränkten weiteren Ausbau der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg in diese Zusage mit einbeziehen. Indes: OB Janik gibt zu bedenken, "dass finanzielle Zusagen der Bayerischen Staatsregierung nicht immer so ganz eingehalten werden". Das gilt umso mehr, als konkrete Mittelzuweisungen keineswegs auf den Versprechungen einzelner Minister beruhen, sondern auf Landtagsbeschlüssen.

Kuchen muss größer werden

Noch ein finanzieller Aspekt: Es darf auf keinen Fall passieren, dass die laufenden Haushaltsmittel für die bayerischen Landesuniversitäten wegen der Neugründung künftig durch zehn anstatt wie bisher durch neun geteilt werden. Keine der bestehenden Unis darf plötzlich weniger vom Kuchen bekommen, sondern der Kuchen muss größer werden. Denn anders lässt sich das hochgesteckte Ziel, die Metropolregion entscheidend voranzubringen, nicht verwirklichen.

Deshalb sollte auch hier fairerweise gelten: Keine einzige Hochschule für angewandte Wissenschaften (Fachhochschule) darf finanziell unter der Uni-Neugründung in Nürnberg leiden. Auf eine solche Zusage ließen sich jedoch weder Herrmann noch Söder bei den Diskussionen festnageln.

Ein Hauptargument gegen die neue Uni lautet, sie erfordere ebenso teure wie überflüssige Doppelstrukturen, vor allem für die Verwaltung. Nach Söders Vision wird es keine Doppelstrukturen geben. Denn die neue Uni soll etwas derartig Neues sein, dass auch für die Verwaltung völlig neue, bisher nicht vorstellbare Wege gefunden werden müssten.

Anspruchsvolle Aufgabe

Diese zu suchen, ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe für die Strukturkommission unter der Leitung des Münchner TU-Präsidenten Wolfgang Herrmann. Ähnlich ambitioniert ist die Vision, es solle durch die neue Uni keinerlei Doppelungen bei der wissenschaftlichen Arbeit geben. Damit verbunden ist die Forderung an die Kommission, für die neue Uni zukunftsweisende Themenfelder zu definieren, die bisher an keiner anderen Uni oder Hochschule in der Metropolregion bearbeitet werden.

Wenn man berücksichtigt, dass die neue Uni frühestens in 15 Jahren loslegen kann und dann mindesten 15 Jahre brauchen wird, um die ihr zugedachte Rolle zu spielen, stellt sich die Frage: Wie will man heute schon Forschungsfragen definieren, die in 30 Jahren aktuell sein werden? Die Mitglieder der Kommission sind ohne jeden Zweifel hochkarätige und weitsichtige Experten. Aber können sie auch hellsehen?

Vor einem "Ja" auf die Frage nach dem Sinn der neuen Uni steht also eine ganze Menge von "Wenns" und "Abers". Nur wenn alle Wenn-Bedingungen erfüllt und zugleich die Aber-Zweifel ausgeräumt werden, kann die neue Uni in Nürnberg einen Sinn haben. Nur dann. Sonst nicht.

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