Lafontaine hat sich überschätzt

23.5.2012, 12:10 Uhr
Lafontaine hat sich überschätzt

© Martin Schutt (dpa)

Der Gründungsvater der gesamtdeutschen Linken gilt immer noch als Zugpferd der Partei. In seiner Amtszeit als Parteichef zwischen 2007 und 2009 führte er die Linke auf den Höhepunkt des Erfolges. Als er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt abgab, hatte die Partei bei der Bundestagswahl gerade das Rekordergebnis von 11,9 Prozent eingefahren.

Im Ringen um den Parteivorsitz war auch die Riege seiner Unterstützer groß und prominent. Der amtierende Vorsitzende Klaus Ernst schlug ihn für den Posten vor, Fraktionschef Gregor Gysi stand fest hinter ihm, und in den westdeutschen Landesverbänden hatte er breiten Rückhalt. Parteiintern gingen die meisten davon aus, dass er bei einer Kampfkandidatur knapp gegen Bartsch gewinnen würde, dessen Unterstützer vor allem im Osten zu finden sind. Lafontaine wollte aber zu viel. Den Parteivorsitz wollte er nur übernehmen, wenn er dazu auch die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 bekommt. Entscheidend für seinen Rückzug war aber, dass er dem anderen Lager keinen Schritt entgegenkommen wollte.

Den Kompromiss Gysis, nach dem er Vorsitzender und Bartsch Bundesgeschäftsführer werden sollte, schmetterte Lafontaine ab. Gysi wechselte daraufhin das Lager und sagte Bartsch seine Unterstützung zu. Das war’s dann.

Besonders bitter für Lafontaine dürfte sein, dass er sich ausgerechnet Bartsch geschlagen geben muss. Vor gut zwei Jahren hatte der Saarländer als Parteichef seinen Bundesgeschäftsführer Bartsch zum Rücktritt gedrängt, weil er eine Intrige witterte. Der Hahnenkampf der Männer hat die Frauen bei den Linken auf den Plan gerufen. Vor allem, weil das Parteistatut gemischte Doppelspitze vorschreibt. Kurz bevor Lafontaine resignierte, meldeten sie ihr Ansprüche an. Die Erste, die ihren Hut in den Ring warf, war die sächsische Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann.

NRW-Spitzenkandidatin Katharina Schwabedissen hat trotz des Desasters ihrer Partei bei der Wahl am 13. Mai ebenfalls erklärt, dass sie zu einer Kandidatur bereit ist. Wahrscheinlich wird die Entscheidung erst beim Parteitag Anfang Juni fallen.

Wagenknecht wartet

Die prominentesten Frauen in der Partei sind wohl nicht zu haben. Sahra Wagenknecht hielt sich bisher zurück, solange ihr Lebensgefährte Lafontaine im Machtkampf mitmischte. Nach Lafontaines Rückzug wurde sie deutlicher. Sie sie forderte auch Bartsch zum Verzicht auf: „Ich denke, das wäre doch sicherlich eine Lösung, die eher die Partei eint“.

Auch der innerpartilich umstrittene Parteichef Klaus Ernst schloss seine erneute Kandidatur nicht aus. Er hält Dietmar Bartsch nicht für den geeigneten Kandidaten.

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