Lehrermangel: Wieder einmal nur Flickschusterei

26.6.2017, 15:54 Uhr
Viele Schulen haben mit Lehrermangel zu kämpfen.

© dpa Viele Schulen haben mit Lehrermangel zu kämpfen.

Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen: Dieses Prinzip scheint das bayerische Kultusministerium bei der Ausbildung und Zuteilung von Lehrern nicht verinnerlicht zu haben. Immer wieder kommt es zu eklatanten Engpässen, insbesondere an Grund-, Mittel- und Berufsschulen. Zweifelsohne waren der große Flüchtlingszustrom und eine Frühpensionierungswelle nicht vorherzusehen und werfen jede noch so solide Planung über den Haufen.

Dass einige Direktoren das laufende Schuljahr als das schlimmste seit Dekaden bezeichneten, in dem wochenlang nicht an normalen Unterricht zu denken gewesen sei, lässt sich aber nicht alleine mit unvorhersehbaren Ereignissen erklären. Vielmehr zeigt der Kollaps grundlegende Probleme des Bildungssystems, die Politik und Kultusministerium dringend angehen müssten.

So gilt es, die Mittelschule, die zum Auffangbecken geworden ist, mit mehr Sozialpädagogen und Förderprojekten attraktiver zu machen. Jeder dafür investierte Euro ist gut angelegt, ebenso wie in Kampagnen, die aufzeigen, dass der Besuch eines Gymnasiums nicht der einzig gangbare Weg in eine gute Zukunft ist.

Gehälter angleichen

Die bestehende Gehälterdifferenzierung zwischen Grund- und Mittelschullehrern auf der einen und Gymnasiallehrern auf der anderen Seite ist nicht zu rechtfertigen: Sollte uns ein Pädagoge, der Akademiker von morgen ausbildet, wirklich mehr wert sein als einer, der Jugendlichen aus Problemfamilien eine Perspektive aufzeigt? Doch das Ministerium will dieses heiße Eisen nicht anpacken.

Ein leichtes wäre es, die oft starren Strukturen dahingehend zu reformieren, dass Grund- und Mittelschullehrer auch zum Halbjahr fertig werden können und eine Verbeamtung in höherem Alter möglich wäre. Nachwuchslehrer brauchen außerdem mehr Planungssicherheit, sonst wandern etliche von ihnen in andere Bundesländer ab.

Warum das Ministerium diese Vorschläge nicht aufgreift? Wohl aus Sorge vor weiter sinkenden Klassengrößen und einem aufgeblähten Personalapparat, dessen es sich nicht entledigen kann. Es ist deshalb angebracht, laut darüber nachzudenken, ob Lehrer verbeamtet sein müssen. Ein Garant für gute Unterrichtsqualität ist die Verbeamtung sicher nicht.

Dass Flickschusterei eine schlechtere Unterrichtsqualität zur Folge hat, ist offensichtlich: Lehrer, die lieber in Frühpension wären, werden nicht hochmotiviert unterrichten. All jenen, die aufgrund zu schlechter Noten zunächst keine Anstellung oder nur Zeitverträge bekommen haben, muss es als Hohn vorkommen, dass nun Akademiker ohne Beschränkung auf Fächer, Plätze und Noten nach entsprechender Umschulung quereinsteigen können.

Aus dem Ruhestand zurückgeholte Pädagogen werden kaum moderne Unterrichtsformen anwenden, von digitalen Angeboten ganz zu schweigen. Eine durchdachte, zukunftsfähige Bildungspolitik schaut anders aus.

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