London tappt in Putins Propagandafalle

15.3.2018, 12:09 Uhr
London tappt in Putins Propagandafalle

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Russland ist eine Bedrohung für die Welt und will auf internationaler Bühne ernst genommen werden. Anders kann man den versuchten Giftmord von Salisbury kaum interpretieren - sofern der Kreml wirklich dahinter steckt. Es spricht zwar vieles dafür, einen endgültigen Beweis dafür hat die Welt aber noch nicht gesehen.

Betrachtet man die letzten Tage und Wochen, entsteht vor dem inneren Auge dennoch ein interessantes Gesamtbild - unabhängig von dem hinterhältigen Mordversuch in England: Schon seit längerem wird Moskau vorgeworfen, sich in Wahlkämpfe einzumischen, erwähnt seien an dieser Stelle nur die USA. Ferner werden Russland mehrere groß angelegte Hackerangriffe zur Last gelegt sowie die gezielte Verbreitung von falschen Nachrichten über diverse Kanäle. Hinzu kommt die russische Rolle in Syrien und die jüngst von Wladimir Putin kaum verhohlen ausgesprochene Drohung mit neuen hypermodernen Atomwaffen.

Nun ist London nach dem Attentat auf den Ex-Agenten Sergej Skripal um eine Art Vergeltung bemüht. Das Paket umfasst die Ausweisung mehrerer Diplomaten, eine schärfere Aufsicht über die Geschäfte russischer Oligarchen am Finanzplatz London sowie die Autorisierung von Cyberangriffen auf russische Institutionen. Das demonstriert Entschlossenheit, was sicher im Sinne von Premierministerin May ist, die beim Wahlvolk in ihrer Heimat immer noch nicht besonders gut ankommt.

Doch Vorsicht, dieser Schuss kann nach hinten losgehen. Putin steht kurz vor seiner Wiederwahl. Je schärfer London und der Westen nun reagieren, umso leichter wird es ihm fallen, den von ihm gehegten und gepflegten Mythos aufrechtzuerhalten, nach dem sich der Rest der Welt gegen Mütterchen Russland verschworen hat - und nur er, Putin, die nötige Stärke besitzt, um das Land vor dem Zerfall zu bewahren. Die russische Propagandamaschine weiß so eine Steilvorlage geschickt zu nutzen. Und wie sehr den russischen Machthaber Sanktionen stören, sieht man ja im Fall der Krim-Annexion, die nun schon sehr lange laufen - wenig bis gar nicht.

Nicht, dass Putins Wiederwahl gefährdet wäre, dafür ist längst Sorge getragen. Aber ihm den Machterhalt noch leichter machen, das kann ja auch nicht im Sinne des Erfinders sein. Genau das tut London aber, wenn es einseitig Sanktionen verhängt, ohne gleichzeitig die Tür zu Verhandlungen aufzustoßen. "Auf Provokationen sollte mit Prinzipien geantwortet werden, nicht mit Emotionen", hielt dazu die niederländische Zeitung De Volkskrant fest. Schöner kann man das nicht sagen.

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