Mahnwache für "Chico": Zuhören statt verurteilen

23.4.2018, 11:00 Uhr
Mahnwache für

© Peter Steffen/dpa

Ja, es muss einen befremden, wer sich da in Hannover versammelt hatte: Die einen trugen T-Shirts mit dem Aufdruck #FreeChico, die anderen raunten Verschwörungstheorien ("Ich sage, der Hund war's nicht"). Was sie eint, ist ihr Protest gegen die Einschläferung des Staffordshire-Terrier-Mischlings Chico, der seine Besitzerin und ihren Sohn totgebissen hatte.

Es wäre angesichts dessen leicht, vorschnelle Urteile über die Mahnwache von Hannover zu fällen. Besser aber wäre es, zuzuhören, was viele der Menschen vorzubringen haben. "Der Hund ist nicht schuld", sagt zum Beispiel eine Teilnehmerin gegenüber Spiegel Online, "der ist erst von Menschenhand so geworden." Zudem habe das Veterinäramt geschlampt.

Es spricht vieles dafür, dass die Frau recht hat: Die zuständige Behörde wusste seit Jahren von der Gefährlichkeit des Hundes - und unternahm nichts. Gleichzeitig muss man kein Tierpsychologe sein, um das Argument zu teilen, dass Chicos Haltung - er lebte in der Wohnung in einem Metallkäfig und wurde nur selten ausgeführt - Tierquälerei war. Chicos Aggressivität, sie kam wohl nicht von ungefähr. 

Todesstrafe für Tiere?

Die Mahnwache von Hannover gibt einen Anstoß, über diese Dinge nachzudenken. Denn nachdenken sollten wir darüber, statt reflexhaft (das gilt übrigens für beide Seiten) alleine den Haltern oder alleine dem Hund die Schuld zu geben. Zumal bis heute noch niemand schlüssig erklären konnte, warum wir (übrigens mit Recht) selbst im Falle grausamster Verbrechen die Todesstrafe für Menschen ablehnen, sie Tieren gegenüber aber für vertretbar halten.

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