Martin Schulz ist Buchhändler - und das ist gut so

3.2.2017, 10:25 Uhr
Martin Schulz ist Buchhändler - und das ist gut so

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Kaum stand Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD fest, da erreichte die Pressemitteilung der AfD auch unsere Redaktion. Betreff: "Buchhändler soll Bundeskanzler werden". Darin wird Emil Sänze, AfD-Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg, mit folgenden Worten zitiert: "Martin Schulz gehört zu den wenigen Spitzenpolitikern, die kein Studium vorweisen können. (...) Frau Merkel hat ein Diplom und einen Doktortitel und ist dennoch nicht fähig, dieses Land zu führen. Was haben wir da erst von einem gelernten Buchhändler zu erwarten?“

Anders formuliert: Menschen, die "nur" eine abgeschlossene Berufausbildung haben, sind unfähig, gute Politik zu machen. Das sagt viel über das Menschenbild der AfD aus, die vorgibt, für den kleinen Mann zu sprechen, aber gleichzeitig so viel Verachtung übrig hat für Menschen, die einen grundsoliden Job gelernt haben.

Dabei ist es doch gut so, dass nicht alle Politiker Hochschulabsolventen sind. Es ist gut, dass sie auch das Leben und den Alltag der Menschen fernab der Universitäten und teuren Stadtviertel kennen.

Anlass für Spott in rechten Foren im Internet ist auch Schulz' Vergangenheit als Alkoholiker. Schulz war mehrere Jahre lang süchtig, daraus macht er heute gar keinen Hehl. Seit 1980 aber lebt er abstinent, das sind 37 Jahre. Dieser Bruch in der Biographie spricht nicht gegen Martin Schulz, sondern für ihn, spricht für seine Willensstärke. Und genau die kann man sich von einem Politiker nur wünschen.

Natürlich ist Martin Schulz ein streitbarer Mensch - im Europäischen Parlament hat er immer deutliche, aber nicht immer angemessene Worte gefunden. Mit allem Recht darf er deshalb vom politischen Gegner kritisiert werden. Ein Angriff auf seine Biographie ist aber vor allen Dingen eines: armselig. Denn auf seine Biographie kann Martin Schulz stolz sein.

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