Kommentar: Martin Schulz testet den Sozialpopulismus

22.2.2017, 12:02 Uhr
Will die Agenda 2010 reformieren: Martin Schulz (SPD).

© Laurent Gillieron (dpa) Will die Agenda 2010 reformieren: Martin Schulz (SPD).

In den kommenden Monaten wird Martin Schulz sein Thema, die soziale Gerechtigkeit, genüsslich ausschlachten. Nicht nur, weil in dieser Hinsicht einiges schiefläuft in Deutschland - man muss sich nur den Niedriglohnsektor oder das Rentensystem angucken. Sondern auch, weil er der richtige Mann für den Job ist.

Peer Steinbrück, der billigen Weißwein für untrinkbare Plörre hielt, oder Frank-Walter Steinmeier, der zwar versierte, aber eher farblose Technokrat, konnten das Thema nicht glaubhaft besetzen. Schulz dagegen, der Buchhändler mit Dellen im Lebenslauf, erscheint den Menschen als Kandidat, der soziale Gerechtigkeit wirklich will - und für den sie nicht nur eine Frage des Wahlkampfes ist.

Mit seiner ersten Forderung nach einer Korrektur der Agenda 2010 heizt Schulz jetzt den Wahlkampf ordentlich an. Natürlich probiert er damit auch den Sozialpopulismus aus. Das allein kann man ihm aber nicht vorwerfen: Alle Parteien greifen in Wahlzeiten auf populistische Elemente zurück. Sie müssen Sorgen und Ängste der Bevölkerung ansprechen und auch mal ausschmücken, um überhaupt erklären zu können, warum sie etwas ändern wollen.

Ein entscheidender Unterschied zu unseriösen Scharfmachern ist, dass die Fakten stimmen und die Vorschläge machbar sein müssen.Bisher erscheinen die Reformen, die Martin Schulz vorschlägt, machbar. Bei den Fakten muss der SPD-Hoffnungsträger höllisch aufpassen. Patzer wie seine Übertreibung der Zahl der befristeten Verträge darf er sich nicht mehr erlauben. Sie können seine Glaubwürdigkeit stark beschädigen - gerade in Zeiten, in denen auch die SPD den "Fake News" den Kampf angesagt hat.

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