Mehr Gehalt: Journalisten weiten Streiks aus
10.4.2018, 08:31 UhrDie Botschaft ist klar: "Qualität gibt es nicht zum Nulltarif", überschreiben die beiden großen Journalisten-Gewerkschaften DJV und dju ihre Forderungen im aktuellen Tarifkonflikt mit den Zeitungsverlegern. Ihr Argument: Nur wenn Journalismus gut bezahlt wird, haben Verlage eine Chance im Kampf um gute Köpfe.
Man erlebe, dass viele Junge direkt nach dem Volontariat zu besseren Konditionen in andere Jobs - etwa in der Werbebranche - wechseln, sagt Matthias von Fintel, Verhandlungsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju). "Das können die Verleger nicht wollen." Kajo Döhring vom Deutschen Journalistenverband (DJV) ergänzt: "Die Journalisten haben die legitime Erwartung, nicht von der allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt zu werden."
Ziel ist ein Plus von 4,5 Prozent
Konkret fordern die Gewerkschaften eine Einkommenserhöhung von 4,5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten sowie eine Erhöhung der Gehälter von Jungredakteuren und Volontären um mindesten 200 Euro. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) bietet hingegen 2,6 Prozent mehr für Redakteure - ursprünglich waren die Arbeitgeber mit 2,4 Prozent in die Verhandlungen gegangen.
Jungredakteure sollen 120 Euro mehr erhalten, der Lohn für Volontäre soll nicht erhöht werden. Das Angebot bezieht sich allerdings auf eine lange Laufzeit von 30 Monaten. Damit wäre noch nicht einmal ein Inflationsausgleich erreicht, kritisieren die Gewerkschaften, außerdem setze sich der negative Trend der Vorjahre fort. Seit dem Jahr 2000 sei die Gehaltsentwicklung unter der Teuerungsrate geblieben.
Nur die Hälfte aller Redakteure wird nach Tarif bezahlt
Gleichzeitig wollen die Arbeitgeber die sogenannte Berufsjahresstaffel, bei der ein Redakteur bisher aufgrund von Dienstjahren in eine höhere Gehaltsklasse springt, aufweichen: Künftig soll eine Höhergruppierung an Qualifizierungsmaßnahmen geknüpft werden. Man freue sich über Weiterbildungsangebote, entgegnet Matthias von Fintel von Gewerkschaft dju, "allerdings nicht als Bedingung für einen Gehaltssprung, sondern in einem eigenen Tarifvertrag, der verbindliche Ansprüche auf Qualifikation sichert", so Fintel.
Bundesweit waren in der inzwischen vierten Tarifrunde rund 13.000 Tageszeitungsjournalisten aufgerufen, in den Ausstand zu treten. In acht Bundesländern folgten Journalisten dem Appell. Die Streiks seien damit deutlich ausgeweitet worden, hieß es von Gewerkschaftsseite.
Auch bei den Nürnberger Tageszeitungen – Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung – legten 50 Redakteure die Arbeit nieder. Der Verlag Nürnberger Presse sowie die Nordbayerische Verlagsgesellschaft sind seit Jahrzehnten tariftreu und gewähren ihren Mitarbeitern auch übertarifliche Leistungen. Zum Vergleich: Bundesweit arbeitet nach brancheninternen Schätzungen nur noch die Hälfte der Redakteure mit Tarif.
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