Merkel und die USA: Eine historische Zäsur

29.5.2017, 17:27 Uhr
Nie zuvor hat sich ein deutscher Kanzler derart deutlich von der Schutzmacht USA abgesetzt, wie Angela Merkel (Archivbild) bei ihrem jüngsten Wahlkampfauftritt.

Nie zuvor hat sich ein deutscher Kanzler derart deutlich von der Schutzmacht USA abgesetzt, wie Angela Merkel (Archivbild) bei ihrem jüngsten Wahlkampfauftritt.

Schafft Donald Trump indirekt das, was das Erstarken der Rechtspopulisten, der Brexit, die Griechenland- und die Flüchtlingskrise nicht vermochten, nämlich, dass Europa näher zusammenrückt? Eint der "bad boy" die Staats- und Regierungschefs, die sich sonst mit einem gemeinsamen Kurs so schwer tun, und führt zur Rückbesinnung auf die geteilten Werte? Es ist nicht zu erwarten. Zu schwerfällig sind die Absprachemechanismen, zu tief die Gräben auch innerhalb Europas.

Es bräuchte eine völlig andere Konzeption, damit Europa beispielsweise auch in Sicherheitsfragen geschlossen auftreten kann. Dass sich die Europäer nun einfach andere Partner wie Russland oder China suchen, ist ebenfalls nicht sehr wahrscheinlich. Käme eine Zusammenarbeit mit den dortigen Regierungen, die immer wieder mit Menschenrechtsverletzungen in die Schlagzeilen geraten, doch einem Verrat der Grundwerte gleich.

Am wahrscheinlichsten in diesem Zusammenhang ist, dass Deutschland und Frankreich künftig enger kooperieren, wofür kürzlich beim Antrittsbesuch von Emmanuel Macron ja bereits die Weichen gestellt worden sind. Ansonsten wird Kanzlerin Merkel immer wieder mal in Richtung USA grummeln, ohne dass dies aber spürbare politische Konsequenzen haben wird. Fehlen ihr dafür doch vor allem die finanzielle Ausstattung und eine gemeinsame Armee.

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