Minister Schmidt will Abschussfreigabe für deutsche Wölfe

30.9.2017, 11:03 Uhr
Wölfe sind scheu. Nur in Naturparks wie hier in Güstrow bei Rostock sieht man sie wirklich. Rechts im Bild: Bundesagrarminister Christian Schmidt.

© Fotos: dpa, Montage: nordbayern.de Wölfe sind scheu. Nur in Naturparks wie hier in Güstrow bei Rostock sieht man sie wirklich. Rechts im Bild: Bundesagrarminister Christian Schmidt.

Plötzlich verstummte ihr Handysignal. Mitten in den Wäldern Griechenlands setzte eine Britin einen Hilferuf ab, sie werde von wilden Tieren attackiert, brauche dringend Unterstützung. Wenige Tage später wurden die sterblichen Überreste der 62-Jährigen in der Wildnis gefunden. Der Fall ist mysteriös - und vor allem eines: ungeklärt. Zwar legt sich der zuständige Gerichtsmediziner fest, dass die Frau von Wölfen zerfleischt wurde. Experten bezweifeln das aber. Und auch die Polizei ermittelt weiter.

In Deutschland, wo der Wolf erst seit 2000 wieder heimisch ist, fordert nun der erste Politiker Konsequenzen. Bundesagrarminister Christian Schmidt spricht in der Bild-Zeitung davon, dass "die Zeit des Redens jetzt vorbei" sei. Man müsse die Bestände auch durch Abschüsse so regulieren, dass für Menschen und die Nutztierhaltung keine Gefahr durch Wölfe ausgehe.

"Der Wolf ist kein Kuscheltier"

Es ist nicht der erste Vorstoß von Schmidt, der aus dem mittelfränkischen Obernzenn stammt. Erst Anfang des Jahres, als sich auch die Sichtungen in Franken verdichteten, forderte der Spitzenpolitiker der CSU, man müsse der Ausbreitung Grenzen setzen. Jetzt legt er in der Bild nach: "Der Wolf ist kein Kuscheltier", er habe in Deutschland keine natürlichen Feinde und eben das sei problematisch. Erst "nachdem es zu Zwischenfällen gekommen ist, wachen die Ideologen endlich auf. Ich will nicht, dass so etwas auch bei uns passiert."

Hier sehen Sie eine Karte, mit allen Sichtungen in Franken und der Oberpfalz:

Damit meint Schmidt auch den Vorfall in Griechenland. Doch Wolfskenner aus der Region im Nordosten des Landes bezweifeln trotz des pathologischen Befunds, dass die Frau von Wölfen getötet wurde. Die Tiere seien zu scheu und in der Region rund um die antike Stätte von Maronia nahe Komotini auch gar nicht resident. Der 62-Jährigen, die als Flüchtlingshelferin in Griechenland arbeitet, fehlte eine Wirbelsäule. Das sei typisch für Wölfe, sagt das zuständige Veterinäramt. "Die Tiere ziehen ihre Beute in ihr Versteck."

Etwa 500 Wölfe streifen derzeit durch Deutschlands Wälder. Auch in Franken. Seit den ersten bestätigten Sichtungen habe es deutschlandweit keine Angriffe auf Menschen gegeben, betonen Experten. Im selben Zeitraum wurden rund 2000 Nutztiere gerissen, schätzen Experten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes (DBBW) - größtenteils waren es Schafe.

Bayerns Naturschützer freuen sich über Jungtiere

Europaweit hat es jedoch durchaus einige tödliche Angriffe auf Menschen gegeben. Der Naturschutzbund Deutschland, kurz Nabu, etwa spricht von 59 Vorfällen, bei denen neun Menschen starben. Bei fünf der tödlichen Angriffe seien die Wölfe an Tollwut erkrankt gewesen. Der Nabu beruft sich bei den Angaben auf eine wissenschaftliche Untersuchung eines norwegischen Institutes (Nina), das weltweit dokumentierte Fälle zusammenstellte.

Bayern ringt derzeit um die nächste Stufe eines sogenannten "Wolfs-Managementplans". Vor wenigen Monaten wurden im Bayerischen Wald erstmals seit 150 Jahren Junge geboren. Während Naturschützer jubeln, doch immer wieder fordern Politiker, den strengen Schutzstatus des Wolfes aufzuheben. Auch Bundesagrarminister Christian Schmidt bittet laut dem Bericht der Bild den zuständigen EU-Kommissar, auch den europaweiten Status zu überprüfen.

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