Nach Alabama-Wahl: Die Schmerzgrenze ist erreicht

13.12.2017, 11:58 Uhr
Roy Moore hat die Wahl in Alabama knapp verloren.

© Mike Stewart (dpa) Roy Moore hat die Wahl in Alabama knapp verloren.

Irgendwie ist es beruhigend, dass auch noch so viele Großspender und ein noch so laut polternder Präsident den US-Wählern ihren Willen nicht aufzwingen können. Der Kandidat Roy Moore ist bei der Senatswahl im Bundesstaat Alabama gescheitert. Ein Kandidat, wie er hierzulande gar nicht denkbar wäre: Ein ultrarechter Evangelikaler, der die zehn Gebote über die Verfassung stellt (und das als langjähriger Richter!), der Homosexualität für ein Verbrechen hält und zu allem Überfluss junge Mädchen belästigt haben soll.

Die Vernunft hat doch noch gesiegt, woran man seit Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen ja nicht mehr so selbstverständlich glaubt. Moore sind vor allem zwei Gruppen zum Verhängnis geworden: Schwarze und Frauen. Beide Wählergruppen votierten mehrheitlich für den Demokraten Doug Jones, bei den Afroamerikanern waren es sogar 96 Prozent. Bei den Frauen dürfte einen Ausschlag gegeben haben, dass mehrere Frauen Moore glaubhaft sexuelle Belästigung vorgeworfen haben - auch von damals Minderjährigen.

In einem erzkonservativen Bundesstaat wie Alabama, der 25 Jahre lang Herrschaftsgebiet der Republikaner war, ist das Ergebnis ein Warnschuss für Donald Trump und die gesamte republikanische Partei. Roy Moore hatte im Wahlkampf ungewöhnlich starke Unterstützung bekommen - nicht, weil er so beliebt und geachtet gewesen wäre, sondern weil er die knappe Mehrheit der Partei im US-Senat sichern sollte. Ohne Moore liegt die jetzt nur noch bei 51 von 100 Sitzen. Und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Trump seine Gesetzesvorhaben durchdrücken kann.

Verlieren kann Trump nicht ausstehen

Das Ganze ist aber noch für eine andere Person eine herbe Niederlage: Stephen Bannon. Der ehemalige Präsidentenberater und Wieder-Chef der extremrechten Webseite Breitbart wollte unbedingt zeigen, dass Trump den radikalen Kurs, auf den Bannon ihn selbst gebracht hatte, durchziehen kann. Ein Roy Moore als Wahlsieger wäre die Bestätigung der Wähler gewesen.

Jetzt ist Bannon selbst ein Verlierer. Wer Trump ein bisschen beobachtet, kann sich denken: Er wird sich bald von seinem Einflüsterer abwenden. Verlieren kann er nicht ausstehen.

Auch deshalb darf man hoffen, das die moderaten Kräfte in der republikanischen Partei jetzt wieder an Einfluss gewinnen.

 

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