Niki ist für ihr Frauchen im Alltag unersetzlich

1.3.2018, 18:26 Uhr
Niki ist für ihr Frauchen im Alltag unersetzlich

© Yvonne Neckermann

Niki ist ein sogenannter Mobilitäts-Assistenzhund. Sie ist für Sabine Schneider, die an Multipler Sklerose erkrankt ist und im Rollstuhl sitzt, im Alltag unersetzlich. "Niki gibt mir ein großes Stück Selbstständigkeit zurück", sagt Sabine Schneider: "Wenn wir zusammen unterwegs sind, bin ich nicht auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen."

Verschiedenste Aufgaben

Der bekannteste Assistenzhund ist wohl der Blindenhund. Er ersetzt einem Sehbehinderten die Augen und führt ihn sicher auch durch den dichtesten Straßenverkehr.

Besonders ausgebildete Helfer auf vier Pfoten kommen aber auch bei vielen weiteren Einschränkungen und Erkrankungen zum Einsatz. Signalhunde beispielsweise übernehmen für ihren Menschen das Hören. Diabetes-, Epilepsie- und Schlaganfall-Warnhunde können sogar Unterzucker oder Anfälle im Vorfeld erkennen und damit Leben retten.

Nicht jeder Erkrankte, der davon profitieren würde, hat jedoch einen solchen tierischen Begleiter an seiner Seite. Ein ausgebildeter und geprüfter Assistenzhund kostet 20 000 bis 25 000 Euro, und die Krankenkassen bezahlen ausschließlich Blindenhunde.

"Das Tier wird zwei Jahre lang von einem qualifizierten Trainer ausgebildet und muss in dieser Zeit versichert und ernährt werden", erklärt Martin Heilingbrunner, Vorsitzender des Vereins Assistenz- und Servicehunde in Bayern (siehe Interview unten). Dann wird der Hund beim Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen (BHV) zur Prüfung vorgestellt und unter fachkundiger Anleitung mit dem künftigen Halter zusammengeführt.

Niki ist für ihr Frauchen im Alltag unersetzlich

© Yvonne Neckermann

Dazu kommt natürlich der Kaufpreis für den Hund, der von einem seriösen Züchter stammen sollte und daher meist nicht billigt ist. "Es ist wichtig, dass das Tier nicht psychisch vorbelastet ist. Seine Vorgeschichte sollte bekannt sein, denn schließlich wird er später viel Verantwortung tragen." Ein Vierbeiner aus dem Tierschutz kommt daher für diese wichtige Aufgabe eher nicht infrage.

Sabine Schneider fand einen ungewöhnlichen und deutlich preisgünstigeren Weg zum Assistenzhund. Als ihre Niki einzog, war sie noch ein völlig unausgebildeter Welpe. "Ich hatte mir schon lange einen Hund gewünscht und so lag der Gedanke an einen Assistenzhund nahe", erinnert sich die 37-Jährige. "Daraufhin habe ich nach Assistenzhundetrainern in der Region gesucht, aber einfach niemanden gefunden."

Mit Eigeninitiative

Hundeschulen gibt es zwar einige, Trainer mit den speziellen Fachkenntnissen sind allerdings dünn gesät. Daraufhin entschied Sabine Schneider sich dafür, Niki ohne fremde Hilfe selbst auszubilden. Eine Mammutaufgabe, die sich bald als zu komplex herausstellte.

Unterstützung fand das lernwillige Duo schließlich beim Verein Assistenz- und Servicehunde in Bayern, der sich bereiterklärte, die beiden auszubilden. "Dafür mussten wir dann über einen Zeitraum von zwei Jahren einmal im Monat nach München fahren, daher entstanden zusätzlich zum Training noch Fahrtkosten."

Viel Geld gespart

Weil sie ihren Hund mit professioneller Unterstützung selber ausbildete, sparte die Büroangestellte unter dem Strich aber trotzdem jede Menge Geld. Insgesamt fielen nur rund 8000 Euro an. Gemeinsam mit ihrem Frauchen bestand die Labradorhündin Niki die BHV-Prüfung zum Assistenzhund und ist heute Sabine Schneiders unverzichtbare Begleiterin. Trotz der fundierten Ausbildung stehen den beiden allerdings längst nicht alle Türen offen. Am Supermarkt heißt es für Niki meistens draußen bleiben.

"Ich kann zwar mit einem Ausweis belegen, dass sie eine besondere Ausbildung hat", erklärt Sabine Schneider. Außerdem trägt die Hündin eine Kenndecke mit der Aufschrift "Geprüfter Assistenzhund": "Leider beharren die meisten Lebensmittelhändler dennoch auf ihrem generellen Hundeverbot im Verkaufsbereich."

Hilflos ohne Hund

Das stellt Sabine Schneider beim Einkauf vor Probleme. Wenn ihr etwas herunter fällt, muss sie Passanten ansprechen und um Hilfe bitten, obwohl sie einen speziell für diese Situation ausgebildeten tierischen Helfer hat.

Dass es auch anders geht, hat sie unter anderem in der Landeshauptstadt und bei einer Amerika-Reise erlebt. "In München gibt es vereinzelt Lebensmittelgeschäfte, in die Niki mit hinein darf, und in den USA akzeptieren Supermärkte die ‚Service Dogs‘, wie sie dort genannt werden." Das wünscht sich Sabine Schneider auch für ihr Lebensumfeld.

Aktuell lässt sich Sabine Schneider selbst beim BHV zur Hundetrainerin ausbilden, auch wenn sie für die Seminare regelmäßig nach Potsdam fahren muss. Mit weiteren Kursen will sie im Anschluss ihr Wissen noch erweitern. Ihre Motivation: "Ich möchte andere Menschen dabei unterstützen, ihren Hund so zu trainieren, dass er eine echte Hilfe für sie ist."

 

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