NN-Kommentar: Das Volk vertreten, nicht die Konzerne!

16.10.2018, 14:39 Uhr
NN-Kommentar: Das Volk vertreten, nicht die Konzerne!

© Johannes Eisele/afp

Vielleicht muss man das ganze Diesel-Schlamassel für die Chefs der Autokonzerne mal auf eine andere Ebene herunterbrechen. Sagen wir mal, Vorstand A erfüllt sich einen lange gehegten Wunsch und kauft sich einen technisch hochwertigen Smoothie-Mixer. Er entspricht genau seinen Vorstellungen: Design, Fassungsvermögen, und 45.000 U/Min., damit alles so zerkleinert wird, wie er das haben will.

Dann kommt heraus, dass das Gerät höchstens 30.000 U/Min. schafft und sich am Plastikgefäß außerdem Schadstoffe ablösen, die in seinen Smoothie gelangen. Natürlich ist der Manager empört und will das Gerät zurückgeben, doch der Hersteller sagt ihm dann: "Vergiss es. Aber du kannst dir bei uns gerne einen hochwertigeren Motor kaufen und ihn einbauen lassen. Natürlich auf deine Kosten. Vielleicht erfüllt der ja dann die gewünschten Werte." Vorstand A wäre zweifelsohne ziemlich sauer.

Natürlich hinkt der Vergleich, weil ein Mann in seiner Position genug Geld hat, um sich am nächsten Tag einen neuen Mixer zu kaufen. Das gilt aber beileibe nicht für alle Opel-, Audi- oder VW-Kunden. Sie sparen in der Regel lange Zeit, um sich ihr Traumauto leisten zu können und müssen sich finanziell lang machen, um es abstottern zu können. Sie haben zuvor recherchiert, verschiedene Hersteller und Modelle verglichen und sich dann ganz bewusst für einen bestimmten Wagen entschieden. Bei dieser Entscheidung spielt der Emissionswert oft eine gewichtige Rolle - gerade in Zeiten drohender Diesel-Fahrverbote.

Dass ein Hersteller technisch trickst, um diesen Wert künstlich klein zu halten und dann mit dem Finger auf den Kunden zeigt, sobald dieser Mangel behoben werden soll, ist ein Skandal. Bei VW und Audi ist das so geschehen, beide zahlen hohe Geldstrafen. Und bei Opel sieht es nun ganz ähnlich aus. Das zeigt: Es krankt am gesamten System.


Viele Jahre hat die Politik die Autolobby wie ein Goldenes Kalb verehrt und sie für sakrosankt erklärt. Und selbst jetzt, als die dreisten Betrügereien nach und nach ans Licht kommen, zeigen die Volksvertreter, im besonderen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), wenig Engagement, wenn es darum geht, den Schuldigen klar zu benennen, ihn voll zur Verantwortung zu ziehen und dafür zu sorgen, dass die völlig unschuldigen Bürger nicht auf dem Schaden sitzenbleiben. 

"Volks-Vertreter" sollen sie sein, die Politiker, also die Interessen des Volkes vertreten, nicht die der Automobilkonzerne. Ist eigentlich nicht schwer zu verstehen. Hoffentlich kommt diese Erkenntnis ganz rasch in Berlin an.

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