Nordkorea trotz Gipfel-Absage weiter offen für Gespräche

25.5.2018, 13:56 Uhr
Kim Jong Un reicht Trump und Moon weiter die Hand.

© Wong Maye-E (dpa) Kim Jong Un reicht Trump und Moon weiter die Hand.

Trotz der abrupten Absage des Gipfeltreffens mit den USA zeigt sich Nordkorea im Atomstreit weiter verhandlungsbereit. Die USA sollten wissen, dass sich Nordkorea mit ihnen jederzeit zusammensetzen könne, erklärte der Erste Vizeaußenminister des Landes, Kim Kye Gwan, am Freitag. Nach Südkorea rief auch China die Regierungen in Washington und Pjöngjang auf, den Dialog fortzusetzen.

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag den als historisch angekündigten Gipfel in einem persönlichen Brief an den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un abgesagt und damit weltweit für Verblüffung gesorgt. Das Weiße Haus machte die nordkoreanische Seite verantwortlich.

Kim Kye Gwan warf den USA erneut vor, auf sein Land vor dem geplanten Gipfel lange Zeit Druck ausgeübt zu haben, damit es einseitig sein Atomprogramm aufgebe. "Wir haben innerlich gehofft, dass das, was die 'Trump-Formel' genannt wird, hilft, die Besorgnisse beider Seiten beseitigen zu können", wurde der langjährige Atomunterhändler von den Staatsmedien zitiert.


Kommentar: Trump war von Anfang an naiv


Bei dem für den 12. Juni in Singapur geplanten Treffen sollte es um eine friedliche Lösung des langjährigen Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm gehen. Die USA bestanden auf einer sofortigen, nachhaltigen und überprüfbaren Vernichtung der Atomwaffen Nordkoreas. Zuletzt hatte Trump erkennen lassen, dass auch ein Abbau in Phasen möglich sei. Die international isolierte Führung Nordkoreas sieht in ihren Atomwaffen eine Absicherung des eigenen Systems.

Trumps einseitige Absage sei unerwartet gewesen, sagte Nordkoreas Vizeaußenminister, der in der vergangenen Woche selber noch mit einer Absage des Gipfels gedroht hatte. Pjöngjang bedaure die Absage sehr.

Der versöhnlichere Ton aus Pjöngjang steht im Gegensatz zu der verschärften Rhetorik der vergangenen Tage. Kurz vor der Gipfel-Absage hatte die kommunistische Regierung US-Vizepräsident Mike Pence als "ignorant und dumm" bezeichnet. Die nordkoreanische Vizeaußenministerin Choe Son Hui hatte erklärt, Nordkorea sei zu einer atomaren Machtprobe ebenso bereit wie zu Verhandlungen.

Trump beklagt mangelnde Zusagen von Nordkorea

Wenige Stunden später verkündete das Weiße Haus die Entscheidung Trumps. Gleich eine ganze Reihe von Zusagen seien nicht eingehalten worden. Es gebe jedoch noch die Chance, das auch wieder zu ändern, sagte Trump. "Zögern Sie nicht, mich anzurufen oder schreiben Sie", forderte Trump den Machthaber in Pjöngjang in einer im diplomatischen Verfahren ungewöhnlichen Wortwahl auf.

China sei nach wie vor der Ansicht, dass ein Treffen zwischen Trump und Kim Jong Un eine "Schlüsselrolle" im Atomstreit und bei der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel spiele, sagte der Pekinger Außenamtssprecher Lu Kang. Peking hoffe, dass Nordkorea und die Vereinigten Staaten in dieser Situation Geduld bewahrten.

Der US-Präsident machte deutlich, dass die US-Streitkräfte bereitstünden, sollte es nun militärische Aggressionen seitens Nordkorea geben oder das Land "töricht handeln". Trump drohte Nordkorea in seinem Brief mit den Atomwaffen der USA.

Südkoreas Präsident Moon Jae In, der sich sehr für das Treffen zwischen Trump und Kim Jong Un eingesetzt hatte, äußerte sich noch in der Nacht zum Freitag enttäuscht über die Gipfel-Absage. Der südkoreanische Vereinigungsminister Cho Myoung Gyun sagte, der allgemeine Hintergrund der Entscheidung für die Absage müsse noch genauer untersucht werden. Nordkorea scheine sich nach wie vor ernsthaft um eine "Denuklearisierung" bemühen zu wollen.

Die Absage kam nur wenige Stunden, nachdem Nordkorea eigenen Angaben zufolge sein Atomtestgelände Punggye-ri durch eine Reihe von Sprengungen unbrauchbar gemacht hatte. Die Schließung des in einer Bergregion liegenden Testkomplexes war als ein symbolischer Schritt gewertet worden, mit dem das Land seine Bereitschaft zur Denuklearisierung demonstrieren wollte. Das Weiße Haus kritisierte, dass keine internationalen Experten, sondern nur Reporter als Zeugen zu den Sprengungen der Testtunnel zugelassen wurden.

2 Kommentare